Wat kütt? Dat kütt! IX

Eben noch habe ich meinen Rückblick auf das vergangene Jahr 2023 veröffentlicht, da ist auch schon die Fortsetzung da: Der Ausblick auf das neue Jahr. Traditionell ist dies der erste Beitrag, den ich jedes Jahr veröffentliche, und manchmal ist danach auch nicht mehr viel gekommen, aber jetzt bin ich gut dabei, im Fluss, und will einfach nur da weitermachen, wo ich aufgehört habe. 2023 war ein Schreibjahr, in dem ich mehr geschrieben habe als in jedem anderen Jahr meines Lebens, in dem ich an jedem einzelnen Tag mein Pensum geschrieben habe, und in dem das Schreiben mich einfach glücklich gemacht hat – glücklich genug, um in einer auseinanderbrechenden Welt überleben zu können.

Für 2024 sind meine Pläne dann erstmal: Weiterschreiben. Ich habe 2023 vier Romane fertiggestellt, aber meine Liste Büchern, an denen ich arbeiten will, ist ungebrochen lang. Da sind Bücher, die ich aus 2023 mitnehme; Bücher, an denen ich seit Jahren nicht geschrieben habe, und Bücher, die mir schon lang als Ideen im Kopf herumspuken, und sie sollten mir helfen, über die Runden zu kommen. Genug Projekte, um, wenn ich an einem hänge, einfach mit einem anderen weiterzumachen. Mein Plan ist, 2024 wieder mindestens drei Romane fertigzustellen, wobei ich heute noch nicht genau sagen kann, welche das sein sollen – ich lass es einfach drauf ankommen und schaue, was gut läuft.… Weiterlesen

Ein Jahr der Superlative

Normalerweise habe ich in diesem Blog Jahresrückblicke aus einem einfachen Grund gepostet: Weil ich entgegen vollmundiger Versprechen aus dem Januar, dieses Jahr endlich wieder mehr zu bloggen, spätestens ab März keine Beiträge mehr verfasst habe und Nachholbedarf hatte. Aber der Rückblick für 2023 ist anders. Er ist für die Leute, die nicht das ganze Jahr über diesem Blog gefolgt sind, damit die sich nicht durch die rund fünfzig Beiträge, die ich dieses Jahr geschrieben habe, arbeiten müssen, um zu wissen, was bei mir Sache war. Und auch wenn das Jahr noch nicht ganz rum ist, kann ich jetzt schon sagen: 2023 war ein Jahr der Superlative.

In den vergangenen Jahren habe ich viele Rückschläge einstecken müssen. Der Abschlussband meiner »Neraval-Sage« ist sang- und klanglos versandet, was schade ist um die Arbeit, die ich in die Trilogie gesteckt habe. Ich bin weit hinter meinen schreiberischen Plänen zurückgeblieben, und die Gesundheit hat auch nicht mitgespielt. Als ich mir daher für 2023 das Ziel gesetzt habe, 500.000 Wörter zu schreiben, war das eher utopisch. Und vor meiner anstehenden Veröffentlichung, meinem ersten Kinderbuch, hatte ich in erster Linie Angst. Ich wusste, noch einen Flop kann ich mir nicht leisten, sonst bin ich weg vom Fenster.… Weiterlesen

Perspektivisch herausgefordert

Alles, aber auch wirklich alles, ist aus dem Ruder gelaufen, seit ich vor bald vierundzwanzig Jahren mit der Arbeit an den »Chroniken der Elomaran« angefangen habe – auch die Perspektivträger. Und jetzt, wo die beiden ehemals getrennten Handlungsstränge zusammengelaufen sind, muss ich das irgendwie ausbaden. Ich habe schlichtweg zu viele Perspektiven.

Ich mag Bücher, die stringent vom Anfang bis zum Ende aus einer einzigen Perspektive erzählt werden. Da wissen die Leser:innen niemals mehr als der Perspektivträger, wichtige Dinge passieren auch mal off-camera, so wie man im wirklichen Leben ja auch nur weiß, was man selbst weiß, und nicht anderen in die Köpfe schauen kann. Nachdem ich meine »Flöte aus Eis« aus vier Perspektiven erzählt hatte, wollte ich mich an das Risiko wagen, einmal wirklich bei einem Perspektivträger zu bleiben, mit allen Chancen und Einschränkungen, die damit einhergehen. Und das habe ich durchgezogen.

Auf insgesamt über achthundert Seiten wird die »Spinnwebstadt« komplett aus Sicht des jugendlichen Einbrechers und notorischem Schulschwänzer Mowsal erzählt. Und weil sich Mowsal gerade zu Anfang der Geschichte für vieles einfach nicht interessiert – seine typischste Geste ist das Schulternzucken – gibt es dann auch entsprechend viel, das die Leser:innen erst nach und nach erfahren. Mowsal ist ein durchaus starker Perspektivträger, macht eine interessante Wandlung vom egoistischen Arschloch zum einfühlsamen Weltenretter durch, und seine Perspektive wandelt sich entsprechend mit ihm.… Weiterlesen

Nach dem Nano II

Viel habe ich in diesem Jahr vor dem Nanowrimo über meine Vorbereitungen gepostet – und dann den ganzen Monat November lang nichts. Zwar hatte ich vor, hier über meine Fortschritte zu berichten – aber auch wenn ich das ganze Jahr über fleißig gebloggt habe, musste ich doch merken, dass neben einem Doppelnano-Pensum wenig Zeit bleibt, irgendwas anderes zu schreiben, auch keine Blogartikel. Und so gibt es hier statt eines fortlaufenden Berichts jetzt ein Recap des Monats, auf den ich mich das ganze Jahr über gefreut habe.

Das wichtigste vorweg: Ich habe gewonnen, zweimal, so wie ich mir das erhofft hatte. Aber nach einem Jahr, in dem ich kaum einen Monat lang nicht ein Nanopensum von mindestens 50.000 Wörtern geschrieben habe, wäre alles unter einem Doppelsieg auch eine Niederlage gewesen, wollte ich doch dem ohnehin schon erfolgrechen Schreibjahr die Krone aufsetzen. Und diese Voraussetzung hat mir einen Druck reingebracht, den ich besser nicht gehabt hätte.

In anderen Jahren bin ich hungrig in den Nano gestartet, um nach einer Durststrecke ein neues Schreibjahr kaltzustarten und mir Schwung zu holen für die nächsten zwölf Monate. Dieses Jahr war ich zum Start des Nanos schon vergleichsweise verbraucht. Ich hatte seit Beginn des Jahres mehr als 500.000 Wörter geschrieben, den T12 fertig in der Tasche, und an jedem einzelnen Tag mein Pensum von mindestens 1.370 Wörtern geschrieben, werktags, sonntags, feiertags.… Weiterlesen

Wenn der November naht …

Es ist noch eine Woche hin, bis der Nanowrimo beginnt, für mich die schönste Zeit des Jahres und traditionell mein persönliches Schreib-Highlight, und ich bin noch nicht so recht in Nani-Stimmung. Zum Teil liegt es daran, dass ich immer noch an den Folgen einer Covid-Infektion herumkaue, die wirklich mild verlaufen ist, aber dazu geführt hat, dass ich seit vier Wochen mit Husten und Schnupfen zu kämpfen habe – wirklich nichts gravierendes, aber gesund bin ich eben nicht, und ich merke es vor allem, wenn ich schlafen will. Zum anderen liegt es aber leider auch an meinen Projekten.

Wie in jedem Jahr gibt es auch in diesem Jahr bei mir den Doppelnano, aber wirklich, wenn das nicht meine Tradition wäre, die ich nicht einreißen lassen möchte, würde mir in diesem Jahr auch ein einfacher Nano genügen. Mein Jahresziel habe ich im Kasten, auf die Wortzahl kommt es mir gar nicht mehr so sehr an, da habe ich dieses Jahr ohnehin meinen persönlichen Rekord gebrochen – aber ich will einfach, dass der Nanowrimo eine Herausforderung ist, und das ist er nicht, wenn ich nur das gleiche schreibe wie in nahezu allen anderen Monaten dieses Jahres. Das wäre kein Highlight, nur der Status Quo.… Weiterlesen

Ein anderer sein

Ich schreibe hier viel über das Schreiben, und wenig über das, was ich sonst so mache – und das hat natürlich seine Gründe. Das hier ist mein hochoffizielles Profiautorenblog, und da gehören meine Schreibthemen in den Mittelpunkt – einfach aus dem Grund, dass ich erwarte, dass es das ist, worüber die Leute lesen wollen. Aber ich schreibe nicht den ganzen Tag lang – selbst an Tagen, an denen ich mein Pensum schaffe, habe ich das normalerweise innerhalb von zwei, drei Stunden im Kasten, und den Rest der Zeit verbringe ich mit anderen Dingen.

Ich lese, wenn mir danach ist – vor allem, wenn ich in der Bahn unterwegs bin – doch es ist nicht das Hobby, das den Großteil meiner Zeit auffressen würde. Früher habe ich deutlich mehr gelesen. Es hat einfach neben dem Schreiben seinen Stellenwert verloren, es nimmt mich nicht mehr im gleichen Umfang gefangen, wie es das Schreiben tut, und deswegen ist es in den letzten Jahren etwas auf der Strecke geblieben. Es ist nicht, dass ich gar nichts mehr lese, und manchmal kann ich das immer noch stundenlang – aber mir muss danach sein. Und oft ist es das nicht.

Ich verbringe auch gerne meine Zeit mit Computerspielen.… Weiterlesen

Weltenbasteln schwergemacht

Wenn ich sage, dass ich meine erste Welt mit elf Jahren gebastelt habe, klinge ich wie ein Routinier, aber kaum etwas stimmt weniger als das. Und die Bezeichnung »Welt« ist dafür auch zu weit gegriffen – es war eine einzelne Insel, die ich in einer Freistunde malte, und der ich den Namen »Gauklerinsel« gab. Wie detailliert oder nicht das Ganze war, kann ich heute schlecht nachvollziehen, das Blatt ist nicht erhalten, ich weiß aber noch, dass ich nicht zufrieden mit meiner Arbeit war – ich wollte mir Geschichten ausdenken, die in diesem Land spielen sollten, und fand keine; ich hatte das Bedürfnis zu schreiben, aber mir fehlte alles, was heute mein Handwerk ist, und wirklich, ich war elf Jahre alt und sollte nicht allzu hart mit mir sein.

Von der Gauklerinsel blieb nur der Name, den ich zwanzig Jahre später für das Setting einer anderen Geschichte benutzte – nun kein ganzes Land mehr, sondern nur noch ein winziges Inselchen mit einer einzigen Stadt drauf, und es wurde die beste, lebendigste, fühlbarste Welt, die ich je erschaffen hatte, aber an der Stelle denke ich, die Ansprüche an ein Inselchen sind deutlich geringer als an eine ganze Welt. Und mit ganzen Welten tue ich mich schwer, so unnötig schwer, dass meine Geschichten darunter leiden müssen.… Weiterlesen