Wie man (k)eine Fortsetzung schreibt

In diesem Blog geht es meistens um Bücher, die ich schreibe, oder Bücher, die ich schreiben will. Heute will ich mich mal der Frage stellen, was mit den Büchern ist, die ich eben nicht schreiben möchte.

Als ich 2011 das »Puppenzimmer« geschrieben habe, hatte ich mir die Option auf eine Fortsetzung bewusst offengelassen. Ich hatte ein offenes Ende, vor allem die Frage, ob und wenn ja wie die Puppen erlöst werden könnten, stand noch im Raum, und als das Buch dann 2013 erschien, wurden auch schon relativ bald Fragen nach einer Fortsetzung laut. Eine Rezensentin warf mir sogar vor, das Ende mit Absicht so offen gelassen zu haben, um auch noch meine Fortsetzung verkaufen zu können – nur, dass diese Fortsetzung noch nicht existierte.

Ich hatte zu dem Zeitpunkt immerhin eine Idee für eine Fortsetzung. Die sollte während des Zweiten Weltkriegs spielen und von drei Waisenmädchen handeln, die während der deutschen Luftangriffe auf London aus St. Margarets nach Hollyhock evakuiert werden – und eine davon, die Ich-Erzählerin Jenny, ist tatsächlich die Tochter von Alan, dem Beinahe-Loveinterest aus dem »Puppenzimmer«. Es sollte ein Wiedersehen mit Violet, Rufus und Florence (jetzt Rose) geben, ein paar neue Figuren, Irrungen und Wirrungen, Liebe, und natürlich Puppen.… Weiterlesen

The Cover of the Rolling Stone

1973 sangen Dr. Hook & the Medicine Show in einem Lied aus der Feder des von mir sehr bewunderten Shel Silverstein darüber, dass sie auf das Cover des Musikmagazins »Rolling Stone« wollten – Zeichen dessen, dass man es wirklich geschafft hat im Showbiz. Fünf Exemplare wollten sie für ihre Mutter kaufen, dann hat die was zum Angeben, und das erinnert mich an das eine Mal, als ich es als Sechsjährige mit Foto in die Ruhrnachrichten geschafft habe mit einer hilflos verkehrt gehaltenen Ukulele und der Überschrift »Maja zupft wie Marilyn«, weil der Reporter eigentlich wegen eines in meinem Elternhaus stattfinden sollenden Muttermilchtests angereist war, der Muttermilchtester sich aber verspätete, der Reporter wenig Zeit hatte, Platz in der Zeitung zu füllen war und da dieses herzige blondlockige Kind herumlief, während die väterlichen Instrumente die Wand säumten. Und so wurde mir kurzerhand das hawaiianische Nationalinstrument in die Hände gedrückt, als wär es eine Puppe, ein Bild geschossen, und am anderen Tag hatte ich meine fünf Minuten Ruhm und meine Oma ein Exemplar der Zeitung zum Drauf-Stolz-Sein, und noch Jahre später hat sie diesen Artikel noch herumgezeigt. Und ich wette, weil bei meinen Eltern nichts wegkommt, haben sie noch irgendwo in der Schublade eine Fotokopie dieses Artikels liegen.… Weiterlesen

Unten angekommen

Bereits im Spätommer hatte ich stolz verkündet, dass von »Unten«, dem dystopischen Kinderbuch mit Nonsense-Elementen (oder umgekehrt) nur noch wenige Seiten Text fehlten, und wie es für mich typisch ist, habe ich für die dann wieder ein bisschen länger gebraucht, weil sich unmittelbar vor dem Schluss noch ein Plotproblem aufgetan hat, für das mir so schnell keine Lösung eingefallen war. Und so gingen die Wochen ins Land, gut ausgefüllt mir Lektorat und Überarbeitung des »Gefälschten Landes« und der Arbeit an der »Neunten Träne«, und ich dachte zwar ab und zu daran, dass ich mir versprochen hatte, »Unten« fertigzustellen, bevor das Jahr herum ist, aber es fehlte ja nur noch so wenig, kein Grund, mir Sorgen zu machen, und plötzlich hatten wir das vierte Adventswochenende, und ich hatte das Buch noch nicht einmal wieder angesehen.

Aber während ich an meinem Ausblick auf 2022 saß und auflistete, an welchen Büchern ich dann zu arbeiten gedenke, tauchte »Unten« in der Liste nicht mehr auf – wirklich, ich hätte mich gechämt, ein Buch, das wahrscheinlich nur noch eine einzige Schreibsession erfordert, mit ins neue Jahr zu nehmen, allein der Listeneintrag hätte länger gedauerte als das Fertigschreiben, und dann kam auch, auf den letzten Drücker, ein Aha-Moment, und ich verstand, dass ich mein vermeintliches Plotproblem nur von der völlig falschen Seite betrachtet hatte.… Weiterlesen

Mit »Unten« geht es aufwärts

Während »Das gefälschte Land« im Lektorat ist und ich auf die Anmerkungen und Verbesserungsvorschläge warte, bin ich mit meiner neugefundenen Energie nicht untätig: Ich schreibe ein Buch. Genauer: Ich schreibe ein Buch fertig. »Unten« ist wieder eines dieser Bücher, die ich unmittelbar vor dem Ende erstmal für zwei Jahre auf Eis gelegt habe, weil ich mir nicht sicher war, wie das Buch nun genau ausgehen soll. Und, weil es erstmal wichtiger war, meine Fälscher zum Abschluss zu bringen, was dann zugegeben etwas länger gedauert hat als geplant.

Nun geht es also bei »Unten« ans Eingemachte. Dieses Buch ist so anders als das »Gefälschte Land«, dass ich erst einmal meinen kompletten Kopf umschalten musste – ein dystopischer Roman für Grundschulkinder, das klingt erstmal wie harter Tobak. Ist es auch, stellenweise – dafür hat das Buch viele sehr absurde Momente, um das wieder abzufedern, dass das Ergebnis ein bezaubernd schönes, stellenweise totlustiges, stellenweise ernstes, Buch geworden ist, und was immer man darüber sagen kann, es ist etwas Besonderes.

Es ist nur noch nicht fertig, nicht ganz, jedenfalls – und sobald meine Lektoratsanmerkungen zurückkommen, wird »Unten«, egal wie weit oder nicht weit ich jetzt komme, wieder so lange geparkt, bis das Lektorat rum ist.… Weiterlesen

Wat kütt? Dat kütt! VI

Diese Übersicht wollte ich eigentlich jedes Jahr erstellen. Weil ich sie aber öfter vergessen habe als dran gedacht, bin ich jetzt, fünfzehn Jahre nach Beginn meiner Bloggerkarriere, erst bei Zählernummer 6 angekommen. Aber da ich so lange nicht gebloggt habe und es praktisch zu keinem meiner aktuellen Projekte eigene Blogbeiträge gibt, kommt hier zumindest schon mal die Übersicht.

Meine großen Pläne für 2021 sehen nämlich vor, ganz viele angefangene Werke endlich fertigzuschreiben – und »angefangen« heißt in diesem Zusammenhang mindestens einen gewonnenenen Nanowrimo, in vielen Fällen sogar »eigentlich fehlen nur noch ein, zwei Szenen« – ich bin berüchtigt dafür, so gut wie fertige Bücher jahrelang liegenzulassen, weil ich Angst habe, den Schluss zu ruinieren oder schlichtweg noch keine Idee dafür habe. Ehe ich also freudestrahlend hier im Blog verkünde, dass dieses oder jenes Projekt fertig ist, hier zumindest eine schnelle Vorstellung der weitgehend unbekannten Kandidaten:


Works in Progress

Diese Liste ist voller alter Bekannter – darunter sechs Bücher, die 2021 wirklich langsam mal fertig werden sollen. Schließlich will ich Schluss machen und mich endlich wieder ohne Schuldgefühle in neue Geschichten verlieben.

Das gefälschte Land
Genre: High Fantasy
Die Neraval-Sage, Drittes Buch. Zwei gewonnene Nanos haben dieses Buch vorangetrieben, eine schwere Depression hat es ausgebremst.… Weiterlesen