Sechs Jahre, ein Buch

Nach über sechs Jahren neigt sich nun endlich Geisterlied dem Ende zu, und bin ich sonst weh- bis schwermütig, wenn ich von einem Buch Abschied nehmen muss, bin ich hier erleichtert und froh und freue mich, es hinter mir zu haben. Sechs Jahre sind eine lange Zeit, vor allem für ein gar nicht mal besonders langes Buch. Aber es war einfach ein schwerer Brocken. Die Idee kam mir Anfang 2008, als ich noch im Münsterland wohnte, mit einem Traum. Ich ziehe oft Ideen aus Träumen, aber diesesmal hatte ich nahezu den kompletten Plot geträumt, so klar, dass ich nur mit dem Schreibblock hinterherrennen und ihn einfangen musste. Selbst die Namen meiner Hauptfiguren, Anata und Rizim, habe ich aus diesem Traum übernommen. Anata ist ein Wort aus dem Japanischen, wo es eine liebevolle Anrede, vergleichbar mit unserem »Schatz« ist, und Rizim? Ich habe keine Ahnung, so das herkommen soll. Es ist ein Name. Punkt. Ich freute mich über die schöne neue Idee und auf die Aussicht, das Buch im Nanowrimo zu schreinben – und damit ging der Ärger los.

Bis zum November war es zu lange hin. Der ohnehin schon ziemlich ausgefeilte Plot bekam noch mehr Zeit zum reifen, und das ist bei mir nie gut.… Weiterlesen

Gib mich den Hattrick III

Es ist bis jetzt schreibmäßig nicht so gut gelaufen in diesem Jahr. Der Start war gut, ungefähr so lange, bis Mitte Februar das Haus in unser Leben getreten ist, und danach war es schwer, noch an andere Dinge zu denken, allem voran das Schreiben. Und schon rächt sich das: Es ist Juli, das halbe Jahr ist rum, und ich habe noch nicht einmal ein Viertel meines Jahresziels geschafft. Vor allem aber ist es bald zwei Jahre her, dass ich zuletzt einen Roman fertiggestellt habe, ich sitze auf nicht weniger als elf Baustellen, und es ist wirklich an der Zeit, endlich wieder das magische Wörtchen »Ende« zu schreiben. Also, warum nicht gleich dreimal? Über einen Mangel an Größenwahn habe ich mich noch nie beschweren können. Also, hier ist mein Ziel für den Monat Juli: Ich schreibe drei Romane fertig.

Es ist naheliegend. Ich muss einen Monat lang wirklich Wörter rausholzen, will ich noch eine Chance auf mein Jahresziel haben. Normalerweise würde ich auf den November setzen, im Nanowrimo habe ich schon wahre Großleistungen vollbracht, aber dieses Jahr sollte ich mich ausgerechnet darauf nicht verlassen. Wir kaufen unser Haus im Herbst – wenn alles glatt geht, Anfang September – und dann werde ich erst einmal mit Renovierung eingespannt sein und nicht die Zeit haben, acht Stunden am Tag zu schreiben.… Weiterlesen

Wat kütt? Dat kütt! III

Warum war das Schreibjahr 2013 so ein Flop? Ganz einfach: Weil ich zum Jahreswechsel mein jährliches WKDK verpennt habe. Damit mir das in diesem Jahr nicht noch einmal passiert, ist hier nun die Liste derjenigen Werke, an denen ich 2014 zu arbeiten gedenke. Und es ist eine lange Liste. Kein einziges neues Buch ist dabei, nur Baustellen, die sich in den letzten Jahren angehäuft haben, und weil im vergangenen Jahr nichts fertig geworden ist, bin ich jetzt wirklich im Zugzwang. Schon jetzt habe ich fast für jeden Monat des Jahres eine neue Baustelle – und das heißt, ich darf wirklich nichts neues anfangen, bevor nicht ein, besser mehrere Bücher von der Liste abgearbeitet sind. Das, oder ich muss Projekte in Rente schicken – und das will ich wirklich nicht. Es geht ja nicht um Bücher, die nach einem Probekapitel gescheitert sind, sondern um lauter Ideen, die es schon auf mehr als hundert Seiten gebracht haben und mir zu lieb zum Begraben sind. Sie alle bringen Probleme mit sich, jedes hakt und klemmt auf seine eigene Art – aber sie sollen geschrieben werden, und auch wenn sicher nicht jedes einzelne von ihnen 2014 fertig werden kann, hoffe ich, dass ich zum Jahreswechsel doch das eine oder andere abzuhaken habe.… Weiterlesen

Wat kütt? Dat kütt! II

Das Schreibjahr 2011 war ohne Zweifel das fruchtbarste meines ganzen Lebens. Nicht nur habe ich mein Jahresziel von 500.000 Wörtern am Ende so locker erreicht, dass ich den Dezember über ruhig ausklingen lassen konnte und keinen Endspurt hinlegen musste, vor allem aber habe ich drei Romane fertiggestellt, einen davon mit über achthundert Seiten, habe einen Roman abgeliefert, der auch nach der Buchmesse positive Resonanz bei den Verlagen hervorgerufen hat, und habe erkannt, dass Schreiben das ist, womit ich den Rest meines Lebens verbringen möchte. Aber das beste ist, dass ich keinen Zweifel daran habe, im Jahr 2012 das Ergebnis nochmal zu übertreffen. Nicht unbedingt an Quantität – 500.000 Wörter sind eine schöne Menge, das muss nicht unbedingt mehr werden – aber doch an Qualität. Ich bin schon gut, aber ich kann und muss mich immer noch steigern. Und so folgen nun, nach meinen letztjährigen Guten Schreibvorsätzen, die ich fast alle eingehalten habe, die Werke in Arbeit, die ich ins neue Jahr mitnehmen werde.

Mohnkinder
Als ein Geniestreich hat sich mein Nanowrimo-Neuzugang in diesem Jahr erwiesen. Mit weniger als zehn Tagen zwischen Idee und Drauflosschreiben hätte das Schlimmste dabei herauskommen können, aber tatsächlich ist mir Percy ans Herz gewachsen wie lange kein Held mehr, die Recherchen machen Spaß, der Plot kommt gut an, und sogar meine Eltern waren vom Konzept überzeugt, eingeschlossen meinen Vater, der noch nie etwas von mir hat lesen mögen.… Weiterlesen

Die Luft ist raus

Über drei Wochen habe ich durchgehalten, mit Leichtigkeit das erste Buch über die Fünfzigtausendermarke geschoben, aber dann, so kurz vor dem Schluss, habe ich doch schlappgemacht. Ich bin erschöpft, schlaflos, alle im Kopf – kurz, platt. Vor allem ärgere ich mich über mich selbst. Vor drei Jahren musste ich erkennen, dass ich aus gesundheitlichen Gründen nur noch in Teilzeit arbeiten kann, aber ich hatte immer gedacht, dass für so eine Sache wie das Schreiben, das ich mehr liebe als alles andere, das nicht gelten würde. Ich will doch hauptberuflich schreiben, ich will davon leben können, ich will meine Tage damit verbringen – aber die Wahrheit ist, eine Schlagzahl von viertausend Wörtern am Tag halte ich auf die Dauer nicht durch. Ich brauche dafür am Tag ungefähr sechs Stunden, auch an Wochenenden, damit komme ich auf eine Wochenarbeitszeit von 42 Stunden – das ist Vollzeit, und Vollzeit packe ich nicht.

Was jetzt? Aufgeben? So kurz vor dem Ziel? Das kommt nicht in Frage. Es wäre ein großartiges Scheitern, nur noch ein paartausend Wörter zu brauchen, noch vier Tage Zeit zu haben und einfach alles hinzuschmeißen. Aber ich muss kürzer treten. Jeden Tag sechs Stunden schreiben plus eine Stunde Statistik für das Team Tintenzirkel, das packe ich nicht.… Weiterlesen

Möööp? Möööp!

Nach neun Tagen Doppel-Nano kann ich ein erstes positives Feedback geben: Ja, es funktioniert. Man – oder zumindest ich – kann jeden Tag an zwei Büchern jeweils rund 2.000 Wörter schreiben, und das ohne größere Einbußen der Lebensqualität. Ich bin seit September arbeitslos und habe dementsprechend viel Zeit – war es mit einer Halbtagsstelle zu vereinbaren, einen erfolgreichen Nanowrimo zu schreiben, sind ohne Arbeit zwei Nanowrimos kein Problem. Ich habe einen Großteil der Arbeit in die Nacht verlegt, so dass von meinen Tagen relativ wenig für den Nano draufgeht, vom Plotten und Denken mal abgesehen, und ich viel Zeit mit Fernsehen und Computerspielen verbringen kann. Sogar der Haushalt sieht mich ab und an, und vorgstern habe ich sogar gekocht: Also, ein Erfolg auf der ganzen Linie.

Die Entscheidung, vier Tage vor dem Nanowrimo meinen Roman zu kicken und ein neues Thema aus dem Boden zu stampfen hat sich bewährt. Meine Kinder des Mohns machen großen Spaß, wenn ich ehrlich bin, deutlich mehr als Geisterlied. So hat sich nahezu unbemerkt ein Vorsprung von zweitausend Wörtern eingeschlichen, einfach weil ich an meinen Mohnkindern immer einen Tacken mehr schreibe als an dem anderen Buch. Trotzdem habe ich gerade einen fiesen Durchhänger, der zwar nicht meinen Schreibfluss zum Erliegen bringt, aber an meiner Motivation knabbert, und das ist folgende Erkenntnis: Geisterlied handelt von einem Mädchen, das erkennen muss, dass seine Vertraute und beste Freundin ein Geist ist – während Kinder des Mohns davon handelt, das ein Mädchen erkennen muss, dass seine Vertraute und Zwillingsschwester ein Geist ist.… Weiterlesen

Geisterlied

Mein erster Roman für dieses Jahr ist eine Altlast. Schon im Nanowrimo 2008 wollte ich Geisterlied schreiben, aber schon nach weniger als einer Woche habe ich das Handtuch geworfen – die Belastung einer Vollzeitstelle war für mich zuviel, um nebenbei auch noch einen Roman zu schreiben, und, wie sich später herausstellen sollte, auch zuviel für alles andere. Dass ich den Nanowrimo in jedem Jahr geschmissen habe, bereue ich heute mehr als das allermeiste andere in meinem Leben, und dieses Jahr tue ich also nun Buße dafür. Nachdem ich drei Jahre lang immer wieder vorhatte, das Buch eben irgendwann anders zu schreiben und doch nie wirklich etwas draus geworden ist, mache ich es eben in diesem Nano als eines von zwei Projekten. Und auf die Geschichte bin ich immer noch stolz:

In erster Instanz entstammt die Idee einem Traum. Wer das Lied eines Geistes singt, öffnet ihm damit Tür, Tor und Körper und muss damit rechnen, dass der Geist völlig Besitz von ihm ergreift. Und die Geister singen unentwegt, sanft bohrende ohrwurmartige Melodien, die man einfach mitsingen muss. Während Geister für normale Menschen unsichtbar und – was für ein Glück! – unhörbar sind, werden sie, sobald sie von einem Körper Besitz ergriffen haben, zur Gefahr für alle, und ganze Dörfer sind so schon an die Geisterwelt gefallen.… Weiterlesen