Nur ein Name?

Es kommt bei mir sehr selten vor, dass während des Schreib- und Überarbeitungsprozesses eine Figur ihren Namen ändert. Bei kleinen Nebenfiguren, für die ich mir spontan einen Namen aus den Fingern saugen muss, passiert es schon mal, dass mir noch etwas Besseres einfällt, und dann gehe ich mit »Suche und Ersetze« ran, aber grundsätzlich hänge ich an meinen Figuren, und meine Figuren an ihren Namen. Eine Hauptperson einfach umtaufen? Das wäre für mich genauso unvorstellbar, wie einem richtigen lebenden Menschen einfach einen neuen Namen zu verpassen. Lustiger Fakt für zwischendurch: Ich hieß selbst nicht immer Ilisch. Auch wenn ich den Namen nach meiner Hochzeit behalten habe – als kleines Mädchen hieß ich noch Maja Schroer, bevor meine Elter eine Änderung des Namensrechts mitgenommen haben, die es ermöglichte, auch den Namen der Frau als Familiennamen zu führen. Ich musste mich also einmal an einen neuen Namen gewöhnen. Nochmal muss echt nicht sein.

Als ich Die Spiegel von Kettlewood Hall konzipierte, sollte meine Hauptfigur noch Cilla heißen, Cilla Harding, aber das wollte irgendwie nicht passen. Ich baute um, machte Cilla zur (verstorbnenen) Mutter meiner Heldin, und nannte sie selbst Isis. Wirklich, ich liebte diesen Namen. Isis Harding, die geborene Heldin eines Gaslichtromans. Der Vorname war eine von vielen kleinen Anspielungen auf Alice im Wunderland – eine, von der ich wusste, dass niemand sie erkennen würde, der nicht selbst ausgewiesener Carroll-Experte ist: Isis ist nicht nur der Name einer ägyptischen Göttin, sondern auch der Name der Themse bei Oxford, wo 1862 die Kahnpartie stattfand, auf welcher der spätere Lewis Carroll den Töchtern seines Dekans von Alicens Abenteuern unter der Erde erzählte.… Weiterlesen