Weniger ist mehr

Mit keinem Entschluß meiner Autorenlaufbahn tue ich mich auch im Nachhinein noch so schwer wie mit meiner Entscheidung 2008, nach weniger als einer Woche aus dem Nanowrimo auszusteigen. Es hatte damals vor allem gesundheitliche Gründe, ich befürchtete, daß ich eine Psychose bekommen könnte, und doch, es schmeckt bis heute bitter. Geisterlied, eine Idee, auf die ich immer noch stolz bin, ist bis heute nicht geschrieben, und ich traue mich kaum heran, es doch endlich zu versuchen, so groß ist die Angst, die Geschichte zu ruinieren. Wäre ich heute in der gleichen Situation, ich würde mich anders entscheiden. Das Problem damals war nicht der Nano, es war die Arbeit, und die Psychose habe ich damals, wenn auch um zwei Monate nach hinten versetzt, doch noch bekommen. Und doch habe ich jetzt eine Entscheidung getroffen, die mir genauso schwer gefallen ist und genauso schlecht schmeckt.

Fünfhunderttausend Wörter, ein stolzes Ziel hatte ich mir für dieses Jahr gesetzt, und nachdem es im ersten Monat noch ganz gut ging, habe ich bald zu kämpfen angefangen – natürlich, ich bin ein Kampfschreiber, aber es soll Spaß machen und nicht zu einer ständigen Belastung werden. Ich bin mir immer noch sicher, daß ich in der Lage bin, eine halbe Million Wörter in einem Jahr zu schreiben – wenn ich mal Berufsautorin bin und meinen Lebensunterhalt damit verdiene.… Weiterlesen

Stockholm, wir kommen!

Also, ein paar Tage lang habe ich prokrastiniert. Als bekennende Kampfschreiberin bin ich sogar beim Prokrastinieren fleißig, nämlich indem ich ganz viel schreibe, nur nicht das, was ich sollte: Keine Elomaran, keine Fälscher, dafür habe ich mir ein Projekt von der Warteliste genommen und mich endlich – die Idee ist aus dem letzten August – an das erste Kapitel vom Haus der Puppen gesetzt. Bis – natürlich – ich auch da nicht mehr weiterkomme. Jetzt müßte ich nämlich das Haus beschreiben, und das kann ich noch nicht. Also, wer hätte das Gedacht: Plötzlich habe ich Plot für das Gefälschte Herz. Dank sei wieder mal den Tintenzirklern, die immer die richtigen Fragen stellen und so genug Handlung für die ersten ein, zwei Kapitel aus mir rausgekitzelt haben. Jetzt geht das Schreiben fast genauso flott voran wie zuletzt beim Siegel. Ich weiß zwar über den Großteil des Buches immer noch nichts. Dafür habe ich aber einen akuten Fall vom Stockholm-Syndrom.

Der erste, den es getroffen hat, war Kevron. Der Bursche ist paranoid, und er hat Grips im Kopf – er hat also zwei und zwei zusammengezählt und ist zu dem Schluß gekommen, daß, wenn er sich jetzt gegen Tymur stellt, der ihn vermutlich umbringen wird.… Weiterlesen