Der Romanfriedhof: »Wo ist dein Schädel, Mädel?«

Heute geht der Rückblick auf meine gescheiterten Werke zurück ins Jahr 1993, als ich, gerade volljährig geworden, Ideen hatte, aber keinen Geschmack. Der Hintergedanke ist schnell erklärt: Wenn Terry Pratchett der »Douglas Adams der Fantasy« (unter diesem Slogan wurde er seinerzeit tatsächlich vermarktet) war, wer war dann der Douglas Adams des Krimis? Mir erschien der Posten vakant, und in meinen Augen hatte ich die besten Voraussetzungen, diese Marktlücke zu füllen.

Immerhin waren meine allerersten abgeschlossenen, wenn auch kurzen, Werke Kriminalparodien. Ich hatte so viele Krimis gelesen, wie das irgendwie möglich war, ich kannte alle Versatzstücke und Klischees des klassischen Krimis, und dass ich witzig sein konnte, das hatte ich zumindest mir selbst bewiesen – aber einen richtigen, ernsten Krimi hatte ich, trotz vieler Ansätze, noch nie fertigbekommen. Zuletzt hatte ich »Alibi für einen Geist« zu Grabe getragen, und ich wollte dringend endlich einmal einen Roman fertigstellen. Wenn es mit ernsten Krimis nicht klappte – dann musste ein witziger Krimi die Lösung sein!

Aber mit Witz allein war es nicht getan. Ich wollte subversiv sein, meinen richtig finsteren schwarzen Humor auspacken, und den zahllosen Klischees begegnen mit einem Detektivduo, wie es noch nie jemand gesehen hatte. Nach dem Fiasko mit dem »Alibi«, das an der völligen Charakterblässe seiner Hauptfiguren krankte, wusste ich, dass ich Helden von Format brauchte.… Weiterlesen

Mit »Unten« geht es aufwärts

Während »Das gefälschte Land« im Lektorat ist und ich auf die Anmerkungen und Verbesserungsvorschläge warte, bin ich mit meiner neugefundenen Energie nicht untätig: Ich schreibe ein Buch. Genauer: Ich schreibe ein Buch fertig. »Unten« ist wieder eines dieser Bücher, die ich unmittelbar vor dem Ende erstmal für zwei Jahre auf Eis gelegt habe, weil ich mir nicht sicher war, wie das Buch nun genau ausgehen soll. Und, weil es erstmal wichtiger war, meine Fälscher zum Abschluss zu bringen, was dann zugegeben etwas länger gedauert hat als geplant.

Nun geht es also bei »Unten« ans Eingemachte. Dieses Buch ist so anders als das »Gefälschte Land«, dass ich erst einmal meinen kompletten Kopf umschalten musste – ein dystopischer Roman für Grundschulkinder, das klingt erstmal wie harter Tobak. Ist es auch, stellenweise – dafür hat das Buch viele sehr absurde Momente, um das wieder abzufedern, dass das Ergebnis ein bezaubernd schönes, stellenweise totlustiges, stellenweise ernstes, Buch geworden ist, und was immer man darüber sagen kann, es ist etwas Besonderes.

Es ist nur noch nicht fertig, nicht ganz, jedenfalls – und sobald meine Lektoratsanmerkungen zurückkommen, wird »Unten«, egal wie weit oder nicht weit ich jetzt komme, wieder so lange geparkt, bis das Lektorat rum ist.… Weiterlesen

Wie Tag und Nacht

Ich war immer ein Frühaufsteher. Während meiner Schulzeit stand ich routiniert gegen fünf Uhr morgens auf, machte erst meine Hausaufgaben vom Vortag, dann das Frühstück für die Familie, und es es ging mit gut damit. Auch während meines Studiums, als Hausaufgaben kein Thema mehr waren, ging mein Wecker um halb sechs, damit ich vom Bett aus – Luxus meiner Studentenbude: eine eigener Fernseher – noch Anime wie »Voltron« oder »Mila Superstar« auf RTL2 schauen konnte. Und Frühstücken, natürlich. Langes und ausgiebiges Frühstücken war meine liebste Mahlzeit am Tag. Wenn man die Menschen in Eulen und Lerchen unterteilte, war ich, bei aller Liebe zur Eule, eine 100%ige Lerche.

Mir reichten sieben Stunden Schlaf, dann wurde ich tendenziell von selbst wach. Auch in den Ferien ging länger ausschlafen mehr mit später aufbleiben einher – und wenn ich meine beste Freundin in Dortmund besuchte, die gerne lang ausschlief, saß ich morgens in ihrem Zimmer herum und langweilte mich, las lieber ein paar von ihre Büchern, als mich noch mal hinzulegen, wo ich ohnehin nicht eingeschlafen wäre. Jeder Organismus ist unterschiedlich, und meiner war mit seinen sieben Stunden voll zufrieden.

Ich blieb viele Jahre lang ein Morgenmensch, selbst als ich arbeitslos war – aber Dinge veränderten sich.… Weiterlesen

Es gibt ein richtiges Ende im Fälschen

Die Kurzfassung ist schnell erzählt: Das Buch ist fertig. »Das gefälschte Land«, dritter und letzter Band der Neraval-Sage, ist abgeschlossen und geht überarbeitet an die Lektorin. Nachdem ich monatelang versichert habe, dass »wirklich nur noch ein paar Szenen fehlen«, nur damit sich immer mehr Löcher auftaten und immer neue fehlende Szenen dazukamen, ist damit jetzt Schluss: Das Buch ist fertig, wirklich. Fehlt nur noch das Lektorat, und das soll bis Ende des Monats über die Bühne sein – weil ich mit dem Schreiben nicht in den Quark kam, hatte ich die ersten Kapitel schon im Frühling überarbeitet, danach parallel zum Schreiben eine weiteres Kapitel nach dem nächsten bearbeitet, und jetzt kann ich nicht lange aufatmen, bevor die Anmerkungen von der Lektorin zurückkommen.

Die lange Fassung umfasst elf Jahre, die ich an der Trilogie gearbeitet habe (wobei die Idee selbst noch älter war und aus dem Jahr 2005 stammte), viel Schweiß, Blut und Tränen, einen ersten Band, der sich buchstäblich von selbst geschrieben hat, nur um mir dann im Lektorat um die Ohren zu fliegen, einen zweiten Band, der sechs Jahre als Fragment herumgelegen hat, um ihn dann komplett neu aufzusetzen, und einen dritten Band, den ich so oft neu angefangen und umgeschrieben habe, dass ich allein aus den rausgeworfenen Szenen mindestens ein weiteres Buch machen könnte.… Weiterlesen