Grosse Träume, langer Atem

Als ich meinen ersten Roman fertiggestellt hatte – ein erhebendes Gefühl nach all den Fragmenten, die ich in die Welt gesetzt hatte – wusste ich genau, was mit ihm passieren sollte. Natürlich, ich wollte, dass er veröffentlicht wird, und es war keine Frage, wo. Warum mich mit etwas Geringerem abfinden als dem renommiertesten Verlag für Fantasy und Phantastik, den ich mir nur vorstellen konnte? Ich wollte dahin, wo meine Lieblingsbücher erschienen: Das Letzte Einhorn. Die Brautprinzessin. Gormenghast. Dass der Verlag außerdem die deutschen Rechte an Tolkiens Werken hatte, interessierte mich in dem Moment weniger, aber beeindruckend war es schon – und ehrfurchtseinflößend genug, dass ich wusste, dass ich noch gut genug war. Das Buch musste erst überarbeitet werden, und das war ein Prozess, der sich zwei Jahre lang hinzog. Endlich, 1999, war Eine Flöte aus Eis fertig, überarbeitet, bis zum Glanz poliert, und mit einem Exposée versehen, bereit, nach Stuttgart geschickt zu werden. Die Adresse hatte ich aus dem Verlagsadressbuch Banger, auf das ich als Buchhandelsazubi Zugriff hatte, das Exposee nach bestem Wissen und Gewissen, aber mit wenig Können angefertigt, und dazu gab es das erste Kapitel als Leseprobe, weil in meinem Autorenratgeber stand, dass man nicht das ganze Manuskript schicken sollte.… Weiterlesen

Menschen, Tiere, Rezensionen

Ich bin nicht nur im Tintenzirkel, sondern auch auf Facebook mit einer ganzen Reihe an Autoren vernetzt, und es ist interessant zu sehen, wie unterschiedlich mit Leserkommentaren und Rezensionen umgegangen wird. Da sind die einen, die sich nicht davon abhalten lassen, zu jeder neuen Fünf-Sterne-Rezi einen Link zu setzen mit dem Jubelkommentar »Wieder fünf Sterne fürDas Liebesleben der Stabheuschrecken! Danke!«. Bekommt der Autor nur alle drei Wochen eine Rezi, kann ich damit leben. Leider tendieren manche dazu, das täglich zu machen, ohne wirklich darüber nachzudenken, wie es ankommt. Will ich, als befreundete Autorin, über die persönliche Timeline meiner Autorenbekannten so viel Selbstbeweihräucherung lesen? Oder, wenn sie es über ihre Autorenseiten tun: Wie wirkt es auf den Leser, wenn der Autor es nötig hat, sich in jedem einzelnen positiven Kommentar zu wälzen, als handle es sich um eine Kaviarpackung in einem edlen Spa? Die erste, hundertste, tausendste Rezi darf gebührend gefeiert werden, keine Frage. Aber ich möchte nicht Jede. Einzelne. Rezension. ins Gesicht gedrückt bekommen. Bestenfalls interessiert es mich nicht. Schlechtestenfalls macht es mich unglücklich, weil ich keine zehn Fünfsternerezis am Tag bekomme. Weder das eine noch das andere ist von den Autoren beabsichtigt. Sie machen sich nur keine Gedanken um die Wirkung.… Weiterlesen

4theWords? 4dieKatz!

Auch 2014 habe ich, wie in jedem Jahr seit 2006, am Nanowrimo teilgenommen. Was einmal ein Geheimtipp war, ist längst ein Riesenapparat mit Hunderttausenden von Teilnehmern – in diesem Jahr waren es knapp über 175.000 – und, auch wenn die Teilnahme selbst weiterhin kostenlos ist, einer großen Geldmaschine im Hintergrund. Kosten für Personal, Technik, Infomaterial etc. gehen in die Millionen. Der Nano finanziert sich durch Spendengelder, und auch ich habe meine 25 Dollar gespendet, aber ein nicht zu verachtender Betrag kommt durch Sponsoren zustande, Großspender, die ein Minimum von 6.000 Dollar beisteuren, dafür auf der Nanowrimo-Seite prominent präsentiert werden und, indem sie über Winner Goodies und andere Lockvogelangebote Naniten als Kunden ködern können, ihr Geld schnell wieder drin haben. Bei 175.000 Teilnehmern ist das eine Lizenz zum Gelddrucken, und die Buchdienstleisterindustrie hat längst dsa große Potenzial einer Aktion erkannt, die jedes Jahr hunderttausend veröffentlichungswillige Autoren auf die Welt loslässt.

Dementsprechend betrachte ich die Sponsorenangebote längst mit Skepsis. Es ist schön, wenn meine eine gute Schreibsoftware wie Scrivener zum halben Preis bekommt, und auch schön, wenn Anbieter wie Createspace oder Lulu siegreichen Autoren gedruckte Exemplare ihres Buches schenken. Andere Angebote sind aber eher von der Sorte, die, was ihre Seriösität angeht, sich zumindest in einer Grauzone bewegen – kostenpflichtige Lektorate und Zuschussverlage, die Naniten ein angeblich besonders günstiges Publishingpaket anbieten, haben hier mit den Naniten ein sicheres Einkommen.… Weiterlesen