Unten angekommen

Bereits im Spätommer hatte ich stolz verkündet, dass von »Unten«, dem dystopischen Kinderbuch mit Nonsense-Elementen (oder umgekehrt) nur noch wenige Seiten Text fehlten, und wie es für mich typisch ist, habe ich für die dann wieder ein bisschen länger gebraucht, weil sich unmittelbar vor dem Schluss noch ein Plotproblem aufgetan hat, für das mir so schnell keine Lösung eingefallen war. Und so gingen die Wochen ins Land, gut ausgefüllt mir Lektorat und Überarbeitung des »Gefälschten Landes« und der Arbeit an der »Neunten Träne«, und ich dachte zwar ab und zu daran, dass ich mir versprochen hatte, »Unten« fertigzustellen, bevor das Jahr herum ist, aber es fehlte ja nur noch so wenig, kein Grund, mir Sorgen zu machen, und plötzlich hatten wir das vierte Adventswochenende, und ich hatte das Buch noch nicht einmal wieder angesehen.

Aber während ich an meinem Ausblick auf 2022 saß und auflistete, an welchen Büchern ich dann zu arbeiten gedenke, tauchte »Unten« in der Liste nicht mehr auf – wirklich, ich hätte mich gechämt, ein Buch, das wahrscheinlich nur noch eine einzige Schreibsession erfordert, mit ins neue Jahr zu nehmen, allein der Listeneintrag hätte länger gedauerte als das Fertigschreiben, und dann kam auch, auf den letzten Drücker, ein Aha-Moment, und ich verstand, dass ich mein vermeintliches Plotproblem nur von der völlig falschen Seite betrachtet hatte.… Weiterlesen

Nach dem Nano

Das Highlight meines Schreibjahres, jedes Jahr aufs Neue, ist der National Novel Writing Month (Nanowrimo). Seit 2006 habe ich jedes Jahr teilgenommen und bis auf dreimal auch das Ziel erreicht, 50.000 Wörter in dreißig Tagen zu schreiben. Es geht für mich um mehr als die Wortzahlen: Der Nano ist mein Kaltstart, wenn der Rest des Jahres nicht gut gelaufen ist, lässt mich Kraft tanken und mit Elan ins neue Jahr starten. Und wenn das Jahr gut gelaufen ist, bekomme ich erst recht Schwung fürs Neue. Es geht mir nicht nur um Produktivität, es geht um den nackten Spaß am Schreiben, darum, mich immer wieder aufs Neue daran zu erinnern, warum ich das hier überhaupt mache.

Versteht mich nicht falsch, ich bin gerne Schriftstellerin, es gibt keinen Beruf, den ich lieber hätte, aber die Wirklichkeit des Autorenalltags klafft doch oft sehr weit auseinander mit dem, wie man sich das vorstellt, statt Schreiben stehen oft andere Sachen zu sehr im Fokus, Verkaufszahlen, Rezensionen, Marketing – und manchmal braucht man eine Zeit, in der sich einfach alles nur noch um das Schreiben dreht. Dafür brauche und liebe ich meinen Nanowrimo. Und für dieses Jahr hatte ich mir wieder Großes vorgenommen. Seit ich mich als Berufsautorin selbständig gemacht habe, muss ich auch im Rest des Jahres oft Nanopensum schreiben, und der Nano soll etwas Besonderes bleiben: Deswegen schreibe ich seit 2011 jedes Jahr den Doppel-Nano, gehe mit zwei Romanen an den Start statt nur mit einem, und habe im Idealfall auch den doppelten Spaß.… Weiterlesen