Autorenstimmen

Worauf ich mich besonders freue am Irgendwann-doch-mal-veröffentlicht-sein, ist das Geld. Nicht mal das Geld, das ich dann damit verdiene – das kann ich auch jeden Tag als Bibliothekarin, und vermutlich mit einem besseren Stundenlohn – sondern das Geld, das andere Leute dann für meine Werke zu zahlen bereit sind. Was für ein Unterschied zu jetzt, wo ich mich und meine Geschichten anpreisen muß wie Sauer Bier, um ab und zu mal einen Leser zu finden! Aber veröffentlichte Autoren liest man für Geld, und man hört ihnen zu. Das ist vielleicht das Beste: Autorenlesungen. Andächtige Bewunderer füllen den Saal, alle Augen liegen auf dem Autor, ein letztes Räuspern, ein erster Applaus, und dann erhebt er die Stimme…

Letzten Donnerstag hatte ich das Vergnügen, die allererste Autorenlesung meiner Freundin Grey, die mit der Blutgabe, zu besuchen. Es war vielleicht ein bißchen wahnsinnig, an einem Donnerstagnachmittag nach der Arbeit von Aachen nach Bielefeld und zurpck zu fahren, und das auch noch mit einem Partner, der am anderen Morgen die Frühschicht hat, aber es hat sich allemal gelohnt. Schön, stimmungsvoll, und Gummivampire gab es auch noch – und die Lesung habe ich genossen, wenn es auch ein bißchen schade war, daß Grey eine Szene vorgelesen hat, die ich nicht nur schon kannte, sondern sogar schon mal vorgelesen bekommen hatte.… Weiterlesen

Roashans Eleven

Nach der Pflicht bin ich jetzt bei der Kür angelangt. Geigenzauber ist raus, ich konnte es zum Stichtag fertig überarbeitet bei der Agentur abgeben und habe danach drei Kreuze geschlagen, so wenig Spaß hatte ich am Überarbeiten selten. Je weiter ich vorgedrungen war, desto schlechter erschien mir das Buch, und selbst jetzt noch fällt es mir schwer, mir vorzustellen, daß irgend ein Verlag das drucken wollen könnte. Aber damit ist die Arbeit noch nicht getan, da ist immer noch die Gauklerinsel, und auch die will ich vor der Buchmesse noch aufhübschen. Natürlich, zum richtigen Überarbeiten reicht die Zeit nicht, das habe ich mit den ersten drei Kapiteln gemacht, um eine brauchbare Leseprobe zu haben, aber über den Rest soll doch zumindest schon mal die Rechtschreibkorrektur drübergelaufen sein.

Aber welch ein Unterschied! Jeder Satz, jede Zeile, die ich dabei lese, erfüllt mich mit Begeisterung. Ich brenne darauf, dieses Buch überarbeiten zu können, alle sechsunddreißig Kapitel, alle achthundertvierzehn Seiten; wenn ich könnte, würde ich es glatt nochmal schreiben, nicht weil es dann soviel besser würde, aber um nochmal diesen Spaß am Schreiben zu verspüren und diesen Stolz, was das Ergebnis angeht. Schon will ich alles Schreiben sein lassen für die Zukunft, ich habe das Gefühl, nichts von dem, was ich zur Zeit und auch zukünftig produziere reicht an dieses Meisterwerk heran.… Weiterlesen

Der eigene Name, gedruckt!

Ich habe diesen Traum, und ich bin nicht allein damit: Ich möchte etwas in der Hand halten, wo mein Name steht, gedruckt. Das ist schon immer so und ist mit mir gewachsen: War es in der Unterstufe noch ein Umdruckerabzug eines Märchens, das ich geschrieben hatte, oder später die fotokopierten Exemplare von Marlowe, Lime & Co., die ich in sagenhafter Auflage von fünfzehn Stück an Mitschüler und Lehrer verkauft habe, oder diese ganz besondere Ergriffenheit, als ich 1995 meinen ersten eigenen Tintenstrahldrucker hatte und plötzlich einen qualitativ hochwertigen Ausdruck meiner damaligen Geschichten, oder 2006 die Bücher, die von lulu.com gekommen sind… Aber irgendwann reichte das nicht mehr, wie ein Junkie, der immer höhere Dosen braucht, mußten auch die Drucke und die Auflagen immer besser werden. Und damit wächst auch automatisch der Frustfaktor – es ist nur halb im Scherz, wenn ich mich als ‚Puffmutter der deutschen Fantasy‘ bezeichnet, always bridesmaid, never a bride…

Aber jetzt habe ich gleich zwei Dinge in der Hand, wo ich meinen Namen gedruckt sehen kann und denken, ab und an mal Brautjunger hat auch was für sich. Das erste ist mein Exemplar von Franka Rubus Blutgabe, in dem nicht nur eine Widmung der großartigen Grey drinsteht, für mich ganz persönlich, sondern auch mein Name im Druck, Vor- und Nachname, bei den Danksagungen.… Weiterlesen

KorrekTortourLesen

Überarbeiten ist etwas, das ich gerne langsam angehe und dann gründlich mache. Meinen Erstling Eine Flöte aus Eis habe ich zweieinhalb Jahre lang überarbeitet, ehe ich es dem ersten Verlag angeboten habe, und die deutlich dickere Spinnwebstadt habe ich in fast fünf Jahren dreimal von vorn bis hinten korrigiert, gut fünfzehn Prozent gestrichen und ein ganzes Kapitel neu geschrieben, und am Ende das Buch nur deswegen eingereicht, weil es für den Heyne-Wettbewerb war und ich es endlich mal aus den Füßen haben wollte. Aber das ist das Tempo, in dem ich sowas gern mache, gemächlich und gründlich. Und auch für Geigenzauber wollte ich alles richtig machen. Ich hatte einige tolle Betaleserinnen um mich geschart, denen die Idee gefiel und die mir mit ihren Tips helfen sollten, drei Überarbeitungsgänge in einem zu machen, denn daß ich diesmal keine drei Jahre warten wollte, das stand fest. Nein, das Ziel ist Leipzig 2011.

Aber dann fingen die Probleme an. So kurz nach der Fertigstellung war die Geschichte noch nicht gesackt genug, als daß ich mit der nötigen Distanz drangehen konnte, also ließ ich es erstmal noch einen Monat liegen, sammelte die Rückmeldungen der Betaleserinnen ein und versuchte dann, voll durchzustarten. Aber was eine geniale Hilfestellung sein sollte, hat mich letztlich kalt erwischt.… Weiterlesen

Zuviel, zuviel, zuviel

Wenn es nach mir ginge, könnte jeder Tag nochmal sechs Stunden mehr haben, und die würde ich zum Schlafen verwenden. Ich geb es ja nur ungern zu, aber ich habe mich übernommen, und das merke ich gerade aufs Schmerzlichste. Damit meine ich nicht meine Versuche, die Fitness zu steigern – auch wenn ich am Sonntag bei meinem ersten Kurs schon während der ersten Viertelstunde Aerobic kollabiert bin und mit puterrotem Kopf auf dem Rücken endete, pumpend wie ein Maikäfer – auch wenn das natürlich bei meinem Problem mitmischt, denn auch das Workout kostet Zeit. Vor allem aber habe ich mit den Resultaten einer schriftstellerischen Fehlentscheidung zu kämpfen, und daß es noch früh im Jahr ist, macht das nicht besser.

Fakt ist, ich hätte niemals ein Jahresziel von 500.000 Wörtern wählen dürfen. Ich hätte auf die warnenden Stimmen hören sollen und auf diejenigen meiner Mitstreiter vom letzten Jahr, die im Vergleich zu 2010 ihr Ziel reduziert haben, weil das, was sie in dem Jahr geschrieben haben, ja auch noch überarbeitet werden muß. Aber nein, die kleine Maja war ja der Ansicht, daß sie eine Herausforderung braucht, und das Überarbeiten läßt sich doch bequem nachmittags beim Fernsehen erledigen… Das habe ich nun davon.… Weiterlesen

Du wachst auf. Du fühlst dich scheisse.

Als ich noch ein aktiver Teilnehmer an Rollenspielconventions war, gab es einen Standardanfang für spontan zusammengewürfelte Gruppen, die ohne Plot und Plan zu spielen anfingen: »Du wachst auf. Du fühlst dich scheiße.« Lange Einführungen und Charakterbauen entfielen, wer man war, wußte man nach dem Aufwachen sowieso nicht, und während die Spieler litten, konnte der Spielleiter immer noch in Ruhe überlegen, was denn nun genau passieren sollte. Und abgesehen davon, daß die letzten Tage für mich tatsächlich so begonnen haben – ehrlich, ich fühle mich keinen Deut besser als Anfang Dezember, traue mich aber nicht, mich wieder richtig krankschreiben zu lassen, weil ich um eine Verlängerung meiner Stelle fürchte – konnte ich das Prinzip jetzt endlich mal wieder zum Schreiben nutzen.

Mir fehlt meine Gauklerinsel. Mir fehlt der Spaß, mir fehlen die Figuren, mir fehlt aber vor allem das spontane Drauflosschreiben, mit dem dieses Buch einst begonnen hat – damals, als die ersten Geschichten um Roashan entstanden, wachte er auf und fühlte sich scheiße, und während er mit seinem Gedächtnisverlust kämpfte, konnte ich in Ruhe überlegen, was genau ihm den widerfahren war. Alles weiter, der Plot, die Verschwörer, etc, das entstand erst viel später. Am Anfang war das Buch nur ein namenloses Spaßprojekt.… Weiterlesen

Minus ein Ruinensammler

Ich habe dann gestern doch noch geschrieben, weil es besser ist, das Pflaster schnell abzureißen, statt sich lange den Qualen und Herzschmerzen hinzugeben – früher oder später werde ich ja doch wieder anfangen müssen. Und weil ich dachte, es tut gut, mal etwas ganz Neues zu schreiben, wenn ich schon das Alte fertig habe, habe ich mir den Ruinensammler vorgenommen. Wir erinnern uns: Das ist einer von drei Kandidaten für den freigewordenen Romanplatz, und ich habe vor, zu allen dreien ein Probekapitel zu schreiben, um mich leichter entscheiden zu können. Ein Probekapitel später kann ich sagen: Der Ruinensammler ist raus.

Es war ein besonders ambitioniertes Projekt, mit dem ich nicht mehr und nicht weniger als den Roman revolutionieren wollte: Es gibt Tagebuchromane. Es gibt Briefromane. Dies sollte der erste Blogroman werden, komplett mit Kommentaren und Spam. Die Handlung ist schnell erzählt: Lydia, die Fliedermaus, betreibt ein Blog über leerstehende Gebäude, Robert alias Feenfürst fotographiert Ruinen. Gemeinsam reisen sie in Deutschlands Mitte, um beiderseits der ehemaligen Grenze der jüngeren Geschichte in Form von Leerstand nachzuforschen, doch nach und nach begreift Lydia, daß ihre Internetbekanntschaft kein Mensch ist, sondern ein Geist, der sich von den Erinnerungen alter Häuser ernährt. Soweit, sogut. Das Dumme ist nur: Es funktioniert nicht.… Weiterlesen

(K)ein Grund zum Feiern

Nun ist es also tatsächlich passiert. Die Gauklerinsel ist fertig. Um kurz nach eins in der Nacht habe ich die letzten Wörter geschrieben, und das sogar zweimal, denn ich kann mich nicht entscheiden, wie der letzte Satz lauten soll: Vor ihnen war Nebel oder Vor ihnen lag Nebel. Zur Sicherheit habe ich beide Versionen abgespeichert, mir gefällt die erste Fassung etwas besser, meinem Freund die zweite. Und eigentlich sollte ich mich jetzt freuen und ein bißchen feiern, einen guten Wein aufmachen oder so – aber statt dessen bin ich das Heulende ElendTM. Ich fühle mich leer, ausgelutscht, aufgebraucht, und kann mir nicht vorstellen, jemals wieder auch nur ein Wort zu schreiben.

Ich habe noch nie ein so langes in sich abgeschlossenes Buch geschrieben. Gut, die Spinnwebstadt hat ein paar Seiten mehr, hundert oder so, aber die war in vier Einzelbände aufgeteilt, die jeweils einzeln für fertig erklärt wurden. Das gleiche gilt auch für die einzelnen Elomaran-Bücher. Aber nach vier Jahren, achthundert Seiten, einfach so Tschö sagen, das geht nicht. Statt mich zu freuen, bin ich in Trauer. Eigentlich sollte ich noch schreiben, nicht an der Gauklerinsel, sondern an den anderen Geschichten, ich will diesen Monat noch mindestens zweitausend Wörter schreiben, besser mehr, aber ich kann nicht.… Weiterlesen

Der lange Abschied

Ende Dezember hatte ich ihn schonmal, den End-of-Book-Blues. Da war Geigenzauber so gut wie fertig, und es ging mir an die Nieren. Aber das ist kein Vergleich zu dem, wie es mir jetzt geht. Ich stehe kurz vor dem Ende der Gauklerinsel, nur noch der fehlende Epilog steht zwischen mir und dem magischen Wort ‚Finis‘. Und ich gebe mich dem entsetzlichen Heulen und Zähneklappern hin. Dieses Buch ist mir so sehr ans Herz gewachsen, ich liebe es über alles, und die Vorstellung, daß auf einmal alles vorbei sein soll, tut mir weh. Ich liebe meine Figuren, Rosi, Trotzki, Shaun, den Blonden, Maris, das Kind, alle, bis hin zur kleinsten Nebenfigur. Es soll nicht vorbei sein, nicht einfach so, nicht schon jetzt… Es macht eben doch einen Unterschied, ob man sieben Wochen an einem Buch schreibt oder vier Jahre.

Die ersten Wurzeln der Gauklerinsel liegen sogar noch länger zurück: Die Insel selbst ist zumindest dem Namen nach eine Idee, die ich im sechsten Schuljahr hatte, also 1986, und Rosi entstand für ein Briefrollenspiel, an dem ich 2001 teilgenommen habe, und auch Shaun ist damals entwickelt worden, und ich wußte immer, auch nach dem Ende des Rollenspiels, daß ich mit den beiden noch was machen will.… Weiterlesen

Panik vor Mitternacht, oder: Albatros!

Mein Laptop ist kaputt. Ärgerliche Sache, das: Eigentlich ist der Techniker nur gekommen, um mein Motherboard auszutauschen, denn der Akku wurde nicht mehr richtig geladen. Ansonsten lief das Gerät aber gut, und ich konnte zumindest im Netzbetrieb daran arbeiten wie gewohnt. Nur als der Techniker fertig war und alles wieder zusammengebaut hat, erkannte der Laptop seine Tastatur nicht mehr und wollte auch nicht mehr hochfahren. Und weil der Techniker nur auf Motherboard eingerichtet war und nicht auf Tastatur, ist er wieder gefahren, um später wiederzukommen. Das war Freitag, und obwohl ich für teures Geld ein Next-Workday-Servicepaket gebucht habe, wird das ganze natürlich erst morgen in Ordnung gebracht.

Bis dahin arbeite ich an meinem alten Laptop. Den habe ich immer gern gehabt, auch wenn die Tastatur ziemlich klappert im Vergleich zu meinem neuen und der Proz langsamer ist, es ist auch nur Gnome drauf installiert und nicht KDE, woran ich gewohnt bin – die Hardware reicht nicht mehr aus, um ein aktuelles KDE flüssig zu betreiben. Vor allem aber hat der Einschaltknopf einen Wackler, und das Teil fährt nur noch hoch, wenn es gerade Lust hat. Am Freitag habe ich ihn in Gang gebracht, und seitdem läuft er im Dauerbetrieb, stehts nachts im Wohnzimmer auf dem Tisch, damit mich sein Brummen nicht beim Schlafen stört.… Weiterlesen