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Ab jetzt: Bonus

Im Jahr 2010 rief ich im Tintenzirkel ein Großprojekt ins Leben: Den T12, mit T wie Tintenzirkel und 12 für die zwölf Monate des Jahres. Zu dem Zeitpunkt hatte ich bereits viermal den Nanowrimo mitgeschrieben und dreimal gewonnen, ich hatte den Tinowrimo eingeführt, um auch in anderen Monaten mit einem Wörterziel zu schreiben, und der T12 war die logische Schlussfolgerung daraus, Ganzjahreskampfschreiben mit einem möglichst ehrgeizig gesteckten Ziel fürs ganze Jahr. Im ersten Jahr wagte ich mich an 400.000 Wörter heran, mehr als ich jemals in einem Jahr geschrieben hatte, und erreichte mein Ziel auch prompt, sogar um zehntausend Wörter erweitert, die ich mir im Andenken an ein verstorbenes Teammitglied auferlegt hatte – es stellte sich zwar heraus, dass die vermeintlich von uns gegangene doch noch am Leben war, doch das erweiterte Jahresziel wollte ich trotzdem durchziehen und tat es.

Im Jahr drauf, 2011, legte ich noch eine Schüppe drauf – wenn ich 400.000 Wörter schreiben konnte, dann konnte ich auch 500.000 schaffen, ich musste mich nur entsprechend anstrengen. Und obwohl ich damals noch als Bibliothekarin arbeitete, gesundheitlich angeschlagen war und ziemlich heftige Medikamente nahm, schaffte ich es. Zwar mit Ach und Krach, aber es gelang mir, meinen Rückstand aufzuarbeiten und heldenhaft Ende Dezember die Zielgerade zu überschreiten.… Weiterlesen

Von Zweihörnern und Amazonen

Inzwischen ist es Montagabend, ich bin von der Convention zurück und pflege einen noch ziemlich sanften Husten – aber wie ist es gelaufen mit dem Coming-Out?

Meinen Plan, am Samstag im Hauptkonzert mein Coming-Out zu haben, konnte ich leider nicht so umsetzen. Ich stand schon auf der Bühne, wurde verkabelt, als bei mir die Technik streikte und ich den Sperrbildschirm meines Ipads nicht wegbekam, also auch nicht an das Programm mit den Texten und Akkorden kam. Ich hatte ein besonderes Lied für den Moment vorbereitet, und den Text konnte ich auswendig, aber nicht die Gitarrenakkorde. Weil das Hauptkonzert ohnehin unter Zeitdruck steht und ich nicht alles aufhalten wollte, machte ich unter Tränen einen Rückzieher und überließ die Bühne anderen.

Aber die Orga ermöglichte mir, es am anderen Tag noch mal zu versuchen. Dafür bekam ich einen Slot im Wunschkonzert eingeräumt. Weil das auch einen knappen Zeitplan hat, sprach ich mit der wunderbaren Bine von der Orga ab, dass ich zu meinem Lied ein bisschen was erzählen wollte, und sie erlaubte mir das auch, vorausgesetzt, dass ich versuchte, mich kurzzufassen. Ich kam als erste dran, bevor die eigentlichen gewünschten Titel drankamen, und diesmal spielte auch die Technik mit.

»Dies ist das Wunschkonzert«, sagte ich, »und ich stehe heute hier, weil ich mir etwas wünsche.… Weiterlesen

Filk Found Family

Ich habe mehr als eine Familie. Da ist auf der einen Seite meine richtige Familie, und was die angeht, bin ich in der glücklichen Situation, dass wir ein wirklich gutes Verhältnis haben. Meine Eltern, meine drei Geschwister – ich bin froh, sie zu haben. Wir sehen uns nicht so häufig, und telefonieren tue ich in erster Linie mit meinen Eltern, was daran liegt, dass ich ein echtes Problem mit dem telefonieren habe und bei den allermeisten Leuten nicht gut anrufen kann, weil ich immer überzeugt bin, ich komme ungelegen und störe bei etwas Wichtigem. Aber wenn wir uns treffen, ist es immer schön, wir können über vieles reden, und ich weiß, ich muss keine Angst vor ihnen haben. Selbst wenn ich sonst manchmal die ganze Welt fürchte.

Meine Mutter liest alle meine Bücher, und es ist an der Zeit, dass ich ihr mal wieder was Neues schicke, denn sie hat jetzt angefangen, alle älteren Sachen von mir noch mal zu lesen – und sie liest auch dieses Blog, was mich sehr freut, denn ich weiß nicht, wie viele Leute sich hier sonst so durch meine doch oft sehr persönlichen, gern aber auch geschwätzigen Texte arbeiten. Das ist also meine richtige Familie, aber um die soll es gerade eigentlich gar nicht gehen – ich wollte das nur erwähnen, damit klar ist, dass meine andere Familie kein Ersatz ist, kein Trost, weil ich da weder Ersatz noch Trost brauche, aber ein Freundeskreis, der so eng ist, dass er mir über mein halbes Leben zu einer zweiten Familie geworden ist.… Weiterlesen

Ein anderer sein

Ich schreibe hier viel über das Schreiben, und wenig über das, was ich sonst so mache – und das hat natürlich seine Gründe. Das hier ist mein hochoffizielles Profiautorenblog, und da gehören meine Schreibthemen in den Mittelpunkt – einfach aus dem Grund, dass ich erwarte, dass es das ist, worüber die Leute lesen wollen. Aber ich schreibe nicht den ganzen Tag lang – selbst an Tagen, an denen ich mein Pensum schaffe, habe ich das normalerweise innerhalb von zwei, drei Stunden im Kasten, und den Rest der Zeit verbringe ich mit anderen Dingen.

Ich lese, wenn mir danach ist – vor allem, wenn ich in der Bahn unterwegs bin – doch es ist nicht das Hobby, das den Großteil meiner Zeit auffressen würde. Früher habe ich deutlich mehr gelesen. Es hat einfach neben dem Schreiben seinen Stellenwert verloren, es nimmt mich nicht mehr im gleichen Umfang gefangen, wie es das Schreiben tut, und deswegen ist es in den letzten Jahren etwas auf der Strecke geblieben. Es ist nicht, dass ich gar nichts mehr lese, und manchmal kann ich das immer noch stundenlang – aber mir muss danach sein. Und oft ist es das nicht.

Ich verbringe auch gerne meine Zeit mit Computerspielen.… Weiterlesen

Assessment Center

Hier bin ich wieder, und ich berichte live von der Planung meines neuen Nanowrimo-Romans »Funkenschwarz«. Diesmal will ich einmal möglichst lückenlos festhalten, wie bei mir ein Buch entsteht, von der ersten Idee bis zur letzten Seite – auch wenn ich jetzt schon weiß, dass ich während des Nanos selbst wegen des hohen Schreibaufkommens nicht so viel zum Bloggen kommen werde. Aber das ist dann ja auch nur der Schreibprozess. Die eigentliche Arbeit kommt vorher und behinhaltet die Planung, das Plotten, das Recherchieren.

Ich habe, das muss ich gestehen, noch nie einen Schreibratgeber komplett gelesen. Ich habe »Save the Cat writes a Novel« hier liegen, ich will das schon seit Ewigkeiten durcharbeiten, aber bis jetzt ist alles, was ich von dem Buch weiß, dass die Hauptfigur am Anfang etwas tun muss, das sie sympathisch macht – eben die Katze retten. Und ich muss ebenfalls gestehen, dass sich selbst daran nur die wenigsten meiner Hauptfiguren halten. Und trotzdem, auch wenn sie nicht die Katze retten, mag ich sie. Auch wenn nicht alle Leser:innen gleichermaßen etwas mit ihnen anfangen können. Es wird noch das Buch kommen, das ich mithilfe von »Save the Cat« plottet. Aber dieses hier ist es nicht.

Was ich jetzt also habe, ist schon ziemlich viel Plot, wo es um die Vorgeschichte geht, bevor sich Tresilean und Yestin, die beiden Hauptfiguren, in der Akademie wiedersehen.… Weiterlesen

Ein Preis, für mich?

Nachdem ich Ende Juli erfahren habe, dass ich nicht nur auf der Shortlist beim Phantastikpreis der Stadt Wetzlar stehe, sondern den Preis sogar allen Ernstes gewonnen habe, war es jetzt so weit – ich bin nach Wetzlar gefahren, und ich habe den Preis in Empfang genommen. Das klingt toll, und war das auch. Aber mein innerer Saboteur hat mir die Zeit von Juli bis jetzt schwerer gemacht, als ich es ihm lieber gegönnt hätte. Am Anfang war es eigentlich noch einfach: Da hatte ich verstanden, und das auch realisiert, dass ich wirklich diesen Preis gewonnen habe.

Aber dann, mit jedem Tag, der zwischen der Mail, die ich von der Stadt Wetzlar bekommen hatte, und der eigentlichen Preisverleihung lag, wurde das Ganze immer unwirklicher für mich. Diese fiese kleine Stimme in mir meldete sich wieder, und sie meinte nicht nur, dass mir doch überhaupt kein Preis zustünde – sie meinte auch, dass ich mir das Ganze nur eingebildet hätte. Dass ich den Phantastikpreis überhaupt nicht gewonnen hätte. Und ich bald eine entschuldigende Mail bekommen würde, die dieses Missverständnis aufklären sollte. Denn was sollte es anderes sein als ein großer peinlicher Irrtum?

Wirklich, Depressionen sind ein Arschloch, ich kann das nicht anders sagen.… Weiterlesen

Quartalsschreiber II

Als das Jahr losging, hatte ich große Pläne, aber kleine Hoffnungen. Zum nicht weniger als dreizehnten Mal bin ich mit einem Jahresziel von 500.000 Wörtern gestartet, und nur einmal, im Jahr 2011, habe ich das geschafft – in allen anderen Jahren bin ich so groß gestartet, dass ich meistens noch nicht einmal die Hälfe meines Ziels erreicht habe. Ich bin trotzig, ich versuche es trotzdem immer wieder aufs Neue – und in diesem Jahr, zum ersten Mal seit Ewigkeiten, werde ich dieses Ziel voraussichtlich nicht nur schaffen, sondern noch dazu deutlich übertreffen. Ich habe einen großzügigen Vorsprung vor dem Zeitplan, ich könnte zwei Monate lang pausieren und wäre dann immer noch im grünen Bereich – aber ich darf nicht pausieren, ich muss an jedem einzelnen Tag schreiben, sonst habe ich verloren.

Grund dafür ist die Laufliste. Die habe ich vor einigen Jahren im T12, dem Ganzjahreskampfschreiben des Tintenzirkels, eingeführt, und sie zählt fortlaufend die Tage, an denen man mindestens 1/365 seines Jahresziels geschrieben hat – in meinem Fall sind das 1.370 Wörter, die ich Tag für Tag zu schreiben habe, um auf der Liste zu bleiben. Eigentlich ist es kein Problem, auch mal einen Tag Pause einzulegen – dann endet der Lauf, und sobald man wieder schreibt, arbeitet man sich erneut hoch.… Weiterlesen