Heureka!

Es gibt diese Momente, da lösen sich alle Probleme plötzlich einfach in Wohlbefallen auf. So ist es mir gerade ergangen, nachdem ich mich seit Wochen mit den Plotproblemen der Schattenuhr rumschlage, zwei Wochen lang gar nichts geschrieben habe, und darüber hinaus eine persönliche Krise durchmache, die so rein gar nichts mit dem Schreiben zu tun hat. Aber heute hatte mir das Wetter schwer zu schaffen gemacht, morgen bin ich auf einer Cocktailparty eingeladen, was bedeutet, dass ich das Haus verlassen muss, und ich hatte ein Bad wirklich verdient, also warf ich den Boiler an und begab mich an den Ort, wo Milch und Honig fließen (das ist mein Badezusatz – nicht besonders toll vom Geruch her, aber die Haut verträgt es, und sie hatten nun mal nichts mit Rosenblütenblüten im Kaiser’s. Muss dringend bei der Chaosqueen luxeriösen Badezusatz bestellen!). Und wie ich so in der Wanne lag und schier ertrank in den Schaumbergen, begriff ich plötzlich, dass mein Plotproblem sich ganz einfach lösen lässt.

Letztlich läuft es im Moment mit Percy auf genau die gleiche Situation hinaus, in der ich auch Mia am Ende von Geigenzauber hatte: Er will ein Happyend. Mit Howard. Ja, Howard ist ein Schwarzmagier, Howard hat ihn belogen, Howard hat ihn ausgenutzt – aber er ist nun mal Percys große Liebe (das, oder der Sex ist wirklich gut, ich habe ihn da nicht bis ins Detail ausgefragt). Percy findet jedenfalls, dass ihm bei allem Negativen, über das er nicht hinwegsehen möchte, niemand so sehr das Gefühl gibt, mit seinen Gefühlen zuhause zu sein, wie Howard, und da Percy wahrhaftig krisengeschüttert ist – am Ende des Buches mehr denn je zuvor, weil dann alles, was er bis jetzt über seine Vergangenheit zu wissen glaubte, ihm unter den Füßen weggerissen wird – und er braucht jemanden wie Howard. Was bedeutet, dass der Kerl uns, egal wie sehr er meine Betaleser genervt hat, noch im nächsten Band erhalten bleibt. Und das wiederum heißt, dass ich die ganze Geschichte von Howard und Ambrose nicht mehr in die Schattenuhr quetschen muss, sondern später in Ruhe auflösen kann, sogar in Howards Perspektive, weil er dann vor dem Leser nichts mehr zu verbergen hat.

Also kann ich mich bis zum Ende der Schattenuhr – das jetzt innerhalb der nächsten hundert Seiten stattfinden kann und nicht auf 800 Seiten ausgewälzt werden muss – darauf konzentrieren, die Geschichte mit Percy und dem Geist aus der Taschenuhr aufzulösen, und plötzlich greifen meine beiden Plotfäden, der Taschenuhrplot und der Schwarzmagierplot, ineinander. Das tun sie zwar schon, seit Howard versehentlich den Geist auf Percy losgelassen hat, aber es macht ja Sinn, dass sie sich am Ende wieder treffen. Und es ist so naheliegend! So einfach! Percy erfährt, dass Vivian ein Gefäß ist, das Geister geradezu dazu einlädt, von ihr Besitz zu ergreifen, und so packen sie dann Percys Poltergeist in ihren Körper, damit der endlich sagen kann, wer er ist und was er will – so war das schon sehr lange gedacht, und die unverwüstliche Marjorie Konstantijn stand auch schon bereit – aber wirklich, ist es weiße Magie, einen Geist in ein kleines Mädchen zu zwingen? Marjorie kann austreiben, das wissen wir, aber das andere… Das klingt doch wirklich mehr nach Arbeit für einen Schwarzmagier, n’est-ce pas?

Und so müssen Percy und Howard ihre Differenzen klären, miteinander reden, einander verzeihen, und dann ist Howard hoffentlich so klein mit Hut und verspricht nicht nur, das ganze Durcheinander wieder in Ordnung zu bringen, sondern steht auch bereit, um Percy mit seinem Geisterproblem zu helfen. Am Ende reiten sie dann gemeinsam in den Sonnenuntergang… Natürlich ist damit noch nicht alles an Plotproblem in Wohlgefallen aufgelöst. Mir fehlt noch der rechte Höhepunkt – natürlich, es ist dramatisch, den Geist in Vivian zu bannen und zum sprechen zu bringen, aber das Mädchen war schon so oft besessen, dass das dann wirklich keinen Knalleffekt mehr dastellt, und einen solchen hätte ich doch schon irgendwie gerne in der Geschichte. Muss mal meine Betas fragen, wie die das sehen. Das dramatische Finale der Mohnkinder habe ich mir schließlich auch irgendwie aus den Fingern gesaugt, und es ist gut geworden. Aber eine Sache kann ich jetzt stolz verkünden: Ich gedenke, die Schattenuhr Ende des Monats fertig zu haben. Und dann freue ich mich schon darauf, mich endlich der guten Marigold zuwenden zu können.

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