Das Dannen-Dilemma

Jetzt habe ich mich endlich an das erste Kapitel von Falkenwinter gemacht, das muß schließlich auch mal geschrieben werden, auch wenn ich zugegeben noch nicht ganz soviel Ahnung von dem Buch habe wie zum Beispiel von Zornesbraut – aber eigentlich weiß ich doch, was in diesem Kapitel zu passieren hat: Aus Hanas Sicht der Dinge handelt es von den Folgen von Gerrats Tod und den Problemen einer jungen unverheirateten Frau, die ein Kind von einem Toten erwartet, das um keinen Preis außerehelich geboren werden darf. Als heldenhafter Retter springt Dannen in die Bresche und bietet sich an, Hana noch schnell zu heiraten, um Ehre und Kind zu retten – und daß Hana diese Geste nicht ganz so rührend findet und nicht wirklich scharf darauf ist, Dannens Frau zu werden, soviel wußte ich auch wohl. Aber um ein Kapitel aus der Perspektive einer Person schreiben zu können, muß man doch ein bißchen mehr über die betreffende Person wissen. Und da lag mein Problem. Ich kannte Hana nicht. Die unnahbare Schöne weigerte sich, sich mir zu erschließen.

Vor ein paar Tagen kam dann endlich der Aha-Effekt, als beim Einschlafen meine Gedanken zu kreisen begannen und ich am anderen Morgen endlich mehr über Hana wußte – aber was ich wußte, gefiel mir nicht wirklich. War ich bislang immer davon ausgegangen, daß Hana Dannen ganz gut leiden kann, nur eben nicht genug, um ihn zu lieben, daß sie ihn unbeholfen und vielleicht ein bißchen langweilig findet, muß ich nun klarstellen: Hana kann Dannen nicht ausstehen. Er macht ihr Angst. Unter Dannens Oberfläche brodelt es so nachhaltig, daß er früher oder später ganz gewalttätig in die Luft gehen wird. Für Hana ist Dannen der Typ, der ausrastet und eine Frau schlägt – und sie hat lieber zu wenig mit ihm zu tun als zuviel. Wenn sie ihn gar heiraten muß, gibt mir das ganz viel Drama, Baby – aber es ist nicht das, was ich eigentlich will.

Wenn irgend jemand nicht als Schurke geplant war, dann Dannen, aber wenn jemand gerade genau das wird, dann er. Mein Sympathieträger ist tief gefallen. Ich weiß nicht – braucht ein Buch sojemanden? Also, braucht ein Buch einen unfreiwilligen Schurken? Dannen ist einer, der immer alles richtig machen will und kaum etwas richtig macht, das weiß ich wohl, damit kann ich leben. Aber ein Schurke soll er nicht sein, auch kein Schuft, erst recht kein Frauenschläger. Aber Hanas Argumente sind alle so… stichhaltig, treffend, gut beobachtet. Daß Hana Dannen so sieht, ist bedauerlich, aber damit muß ich jetzt leben – wenn ich jetzt versuche, Hana umzubiegen, wird sie sich mir endgültig verweigern; sie hat mir gezeigt, unter welchen Umständen ich mit ihr arbeiten kann. Aber was mache ich nun mit Dannen? Wird er weiter diesen dunklen Pfad entlangschlingern, bis er irgendwann ganz böse und zerfressen ist? Oder bekomme ich mit ihm doch irgendwann die Kurve, daß er doch noch das Zeug zur gefeierten Lieblingsfigur bekommt? Ich glaube fast nicht. Falkenwinter muß geschrieben werden, und Falkenwinter braucht einen Schurken. So wie Alexander seine Mutter Aralee hat, bekommt Varyn jetzt seinen Dannen – und die arme Hana bekommt ihn erst recht.

Manchmal hasse ich mich wirklich.

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