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Panik vor Mitternacht, oder: Albatros!

Mein Laptop ist kaputt. Ärgerliche Sache, das: Eigentlich ist der Techniker nur gekommen, um mein Motherboard auszutauschen, denn der Akku wurde nicht mehr richtig geladen. Ansonsten lief das Gerät aber gut, und ich konnte zumindest im Netzbetrieb daran arbeiten wie gewohnt. Nur als der Techniker fertig war und alles wieder zusammengebaut hat, erkannte der Laptop seine Tastatur nicht mehr und wollte auch nicht mehr hochfahren. Und weil der Techniker nur auf Motherboard eingerichtet war und nicht auf Tastatur, ist er wieder gefahren, um später wiederzukommen. Das war Freitag, und obwohl ich für teures Geld ein Next-Workday-Servicepaket gebucht habe, wird das ganze natürlich erst morgen in Ordnung gebracht.

Bis dahin arbeite ich an meinem alten Laptop. Den habe ich immer gern gehabt, auch wenn die Tastatur ziemlich klappert im Vergleich zu meinem neuen und der Proz langsamer ist, es ist auch nur Gnome drauf installiert und nicht KDE, woran ich gewohnt bin – die Hardware reicht nicht mehr aus, um ein aktuelles KDE flüssig zu betreiben. Vor allem aber hat der Einschaltknopf einen Wackler, und das Teil fährt nur noch hoch, wenn es gerade Lust hat. Am Freitag habe ich ihn in Gang gebracht, und seitdem läuft er im Dauerbetrieb, stehts nachts im Wohnzimmer auf dem Tisch, damit mich sein Brummen nicht beim Schlafen stört.… Weiterlesen

Ausgerechnet Monologe!

Man lernt viele Weisheiten aus dem Animationsfilm The Incredibles – zum Beispiel, warum man als Superheld oder -Schurke auf keinen Fall ein Cape tragen soll. Oder daß es nichts schlimmeres gibt, als wenn der Gegner mitten im Showdown plötzlich anfängt, Monologe zu halten. Aber genau das ist mir jetzt passiert: Und ich fühle mich so schäbig, als hätte ich keine andere Wahl gehabt. Dabei hatte ich wirklich keine. Irgendwie.

Passiert ist das Ganze in der Gauklerinsel, und daß es das ist, ist schonmal etwas gutes, denn es bedeutet: Ich habe mich tatsächlich bis zum Showdown vorgekämpft. Dabei habe ich auch alle Kapitel gebraucht, die ich veranschlagt hatte, und muß nicht, wie neulich befürchtet, im letzten Teil mit einem Kapitel weniger auskommen. Vieles davon ist Mist, und ich werde tüchtig kürzen müssen und mehr umschreiben als in jedem anderen Teil des Buches, aber immerhin, es ist geschrieben, und nun bin ich im Finale angekommen. Nicht mehr lange, und es macht Bumm!, und all die kleinen Kühe fallen um, und die Zitadelle fliegt uns um die Ohren, ganz wie geplant. Bis auf eines.

Aufgefallen ist mir das neulich, als ich meiner Freundin Ronja den Hintergrund der Geschichte erzählt habe. Und Ronja sagte: »Jetzt hat du mir das verraten, ich wollte das doch noch lesen!«,… Weiterlesen

Die Prophezeiungen der Maja

Prophezeiungen nehmen in der klassischen Fantasyliteratur immer eine besondere Rolle ein. Ich glaube, mit dem jüngsten Siegeszug der urbanen Fantasy sind die Prophezeiungen etwas ins Hintertreffen geraten, aber betrachtet man das Gros der phantastischen Literatur, sind sie nicht wegzudenken. Auch ich habe schon die eine oder andere Prophezeiung verfaßt, zwei besoners schöne davon sogar in gereimten Versen: Die erste entstand 1995 für die legendär fragmentarische Öbba, genannt »Die Weisung«, weil Dateinamen damals nur acht Zeichen haben konnten und »Weissagung« folglich nicht gepaßt hätte.

Die zweite, um die es hier gehen soll, stammt aus dem Jahr 1997 und wurde für Die Spinnwebstadt verfaßt. Aber was, wenn sie sich gar nicht auf das Land Astulelah bezogen hätte, sondern auf unsere eigene Welt? Ich werde diese Prophezeiung nun einem Wahrheitscheck unterziehen, um zu zeigen, wie viele der vorhergesagten Ereignisse tatsächlich eingetreten sind. Damit gedenke ich zu beweisen, daß a) ich ein ganz grandioser Prophet bin und b) alle Prophezeiungen Tinnef, denn irgendwie lassen sie sich immer auf die Realität zurechtbiegen.

In der Geschichte handelt es sich bei den nun folgenden Reimen um die Nachdichtung einer vermeintlich uralten elbischen Prophezeiung – ob diese in Wirklichkeit von dem Zauberer Sandor als Köder ausgelegt wurde und abgefaßt, nachdem alle Ereignisse schon eingetreten waren, sei mal dahingestellt.… Weiterlesen

Falsch, Fälscher, Richtig

Auf ein Jahresziel von fünfhunderttausend Wörtern hinzuschreiben ist eine ganz schöne Bürde. Will man nicht in den roten Bereich rutschen, muß man versuchen, wirklich jeden Tag zu schreiben, und das heißt, wenn es an der einen Geschichte gerade beim besten Willen nicht weitergeht, dann muß eben eine andere dafür herhalten. Und so ist es mir nun ergangen – wo die Gauklerinsel gerade in ihren drei letzten Kapiteln klemmt und hakt und mir alles andere als leicht von der Hand geht und der Koboldsköder im Mittelteil schwächelt, muß ein anderes Werk die literarischen Brötchen auf den Tisch bringen – und so bin ich wieder beim Gefälschten Siegel gelandet.

Das hat eigentlich seit August geruht, weil ich den Plot erst noch aufdröseln wollte und das Gefühl hatte, die Handlung käme zu langsam voran – aber nun habe ich mir ein Handexemplar ausgedruckt und, nachdem ich es innerhalb eines halben Tages verschlungen habe und mich ganz begeistert von meinem eigenen Genie in Geschichte und Figuren neu verliebt habe, muß ich sagen, das Erzähltempo gefällt mir eigentlich so. Die Geschichte hetzt sich nicht, das ist wahr, aber sie kleidet sich in das dünne Mäntelchen der klassischen Fantasy, Heldenreise inklusive, und bei so einer Queste darf man ruhig auch erzählen, was unterwegs passiert, und muß nicht alles zwischen Punkt A und Punkt B abkürzen.… Weiterlesen

Wunder gibt es immer wieder

Gegen Ende der Mittelstufe hatte ich nicht wirklich viele Freunde in meiner Klasse, oder zumindest keine, die im Zweifelsfall zu mir gehalten hätten. Aber das glich ich durch meine zahlreichen Brieffreunde aus, deren Adressen ich über den International Youth Service, ein finnisches Unternehmen, das damals schon Computer zur Partnervermittlung nutzte, bekommen hatte. Angelica und Anna aus Schweden schrieben jeweils nur einmal, Lisbeth in Dänemark habe ich sogar besucht, woraufhin sie sich nie wieder meldete, kaum besser lief es mit Zoe aus England, spannend waren Azhawati aus Malaysia oder Young Yo aus Korea, von der ich inzwischen vermute, daß Young ihr Nachname war… Und dann gab es noch Molly aus Ohio und Julia aus New York.

Vor allem Julia. Sie war eine verwandte Seele, Umweltaktivistin, Dichterin, sehr unamerikanisch auf der einen Seite und doch genau das, was ich mit unter meiner amerikanischen Brieffreundin vorgestellt hatte. Einmal wäre sie mich fast besuchen gekommen, die Eltern hatten schon zugestimmt, aber dann ist doch nichts draus geworden, trotzdem: Die Brieffreundschaft bestand fort. Wir schrieben uns von 1989 bis 1994, eine lange Zeit für so junge Menschen wie uns, und dann passierte das übliche: Wir beendeten die Schule, traten ein in den Uni- oder Collegealltag, das Leben veränderte sich radikal binnen kürzester Zeit, und plötzlich schlief die Brieffreundschaft ein, einfach so.… Weiterlesen

Ganz schön schön II

Da habe ich mich neulich noch lang und breit darüber ausgelassen, wie gründlich die Bild-Zeitung darin ist, nahezu jede Frau mit dem nichtssagenden Attribut schön zu belegen, und daß sie das nicht mit Männern machen – und als läsen die Bildr-Redakteure dieses Blog, gibt es heute schon ein Gegenbeispiel: Einen schönen Mann. Besser noch: Einen schönen Fußballer.

Der Artikel ist genauso aufgebaut wie diejenigen, die ich beim letzten Mal herangezogen habe, mit einem Unterschied: Die Geschlechter sind vertauscht. Shakira ist sie selbst, muß nicht erklärt werden – sie ist nicht »die schöne Kolumbianerin« oder »die schöne Popsängerin«, noch nicht mal das Wort sexy fällt – dafür ist Gerard Piqué nicht nur der Fußballer, sondern »der schöne Fußballer« – und das ist kein Versehen, denn eine Zeile apäter ist er »der schöne spanische FC-Barcelona-Star«. Natürlich, so ein Star ist er dann doch wohl nicht, wenn es so viele Zusatzattribute braucht, aber ausgerechnet schön… Für einen Mann… Mein Weltbild ist aus den Fugen!

Aber warum ausgerechnet der? Da sind andere Männer aber viel, viel schöner…… Weiterlesen

Alles aus einer Hand

Ich fahre zur Zeit nicht besonders gerne Bus. Nachdem ich fast den ganzen Dezember über unter einer Psychose gelitten habe, die mich vor allem im Umgang mit anderen Menschen oder auch nur in ihrer Umgebung sehr aggressiv gemacht hat. Und da gibt es kaum etwas schlimmeres als einen überfüllten Bus voller Leute, die lärmen und müffeln und drängeln und stören. Die Alternative ist, zu Fuß zu gehen, was mir nur gut tut und auch zu meinem Ansinnen paßt, dreißig Kilo zu verlieren, aber bei diesem Wetter… Drei Kilometer durch den Regen, das ist auch kein Vergnügen, und da fahre ich dann doch lieber mit dem Bus. Wenn ich Glück habe, kriege ich einen Platz ganz vorne und muß keine anderen Leute sehen, sonder kann vorne rausgucken, aber der Platz ist natürlich als erster weg.

Also habe ich heute einem Mann gegenübersitzen müssen – dachte ich zumindest. Denn ganz schmal und auf den ersten Blick fast zu übersehen, daß neben dem Mann am Fenster noch ein ganz kleiner Junge. Ich würde ihn auf drei Jahre oder so schätzen, und der Vater war so in meinem Alter. In jedem Fall wußte das Kind, was es wollte. »Lies mir eine Geschichte vor!«
Wie schön, ein Kind, das schon in jungen Jahren dem Zauber verfallen ist… Aber der Vater mußte ihn vertrösten.… Weiterlesen