Nazis, Bild und Kinderschänder

Ich habe ja schon zu anderen Gelegenheiten über die Bildzeitung vom Leder gezogen, dieses Mal haben sie mich wirklich wütend gemacht. Natürlich, das tun sie öfters, aber diesmal wirklich. Bild, das neue Sprachrohr der Antifa, warnt uns dieses Mal nämlich nicht vor linkem Terrorismus, sondern zeigt uns, wie wir Nazis im Netz erkennen können:

1. Kindesmissbrauch
Rafael: „Eines der Themen, das von Rechten immer wieder ausgenutzt wird, um ihre menschenfeindlichen Theorien unters Volk zu bringen.“ Erst in der letzten Woche schaltete Facebook die große Themenseite „Keine Gnade für Kinderschänder“ (ca. 74 000 Likes) ab. Dass es sich hierbei um eine rechte Hetzseite handelte, wurde erst auf den zweiten oder dritten Blick klar (mehr Infos oben in der Fotogalerie).

Zwar werden noch drei weitere Punkte genannt (so sollen wir Nazis zum Beispiel daran erkennen, dass sie sich kleiden wie jeder andere auch, mit Schlabberhose und T-Shirts, – muss ich jetzt vor halb Aachen Angst haben?), aber keiner dieser Punkte ist so gut illustriert wie das Thema »Kinderschänder«. Eine fünfteilige Klickstrecke widmen sie der mittlerweile abgeschaltete Facebook-Seite »Keine Gnade für Kinderschänder«, auf der erst harte Strafen für Kinderschänder gefordert wird und bei Zustimmung den Leuten unter die Nase gerieben, dass sie da offenbar die gleiche Position vertreten wie die NPD, ergo die Partei wohl gar nicht so schlimm ist.… Weiterlesen

Ganz schön schön II

Da habe ich mich neulich noch lang und breit darüber ausgelassen, wie gründlich die Bild-Zeitung darin ist, nahezu jede Frau mit dem nichtssagenden Attribut schön zu belegen, und daß sie das nicht mit Männern machen – und als läsen die Bildr-Redakteure dieses Blog, gibt es heute schon ein Gegenbeispiel: Einen schönen Mann. Besser noch: Einen schönen Fußballer.

Der Artikel ist genauso aufgebaut wie diejenigen, die ich beim letzten Mal herangezogen habe, mit einem Unterschied: Die Geschlechter sind vertauscht. Shakira ist sie selbst, muß nicht erklärt werden – sie ist nicht »die schöne Kolumbianerin« oder »die schöne Popsängerin«, noch nicht mal das Wort sexy fällt – dafür ist Gerard Piqué nicht nur der Fußballer, sondern »der schöne Fußballer« – und das ist kein Versehen, denn eine Zeile apäter ist er »der schöne spanische FC-Barcelona-Star«. Natürlich, so ein Star ist er dann doch wohl nicht, wenn es so viele Zusatzattribute braucht, aber ausgerechnet schön… Für einen Mann… Mein Weltbild ist aus den Fugen!

Aber warum ausgerechnet der? Da sind andere Männer aber viel, viel schöner…… Weiterlesen

Ganz schön schön

Frauen sind ja das zarte, schwache, schöne Geschlecht. Heute natürlich nicht mehr, klar. Heute sind Frauen nur ein Geschlecht. Oder Gender. Ist das nicht schade, wo wir doch zumindest immer noch so schön sind? Das jedenfalls muß sich die Bild-Zeitung gedacht haben, denn wann immer sie über eine Frau berichtet, dann ist die schön. Immer. Weil sie eine Frau ist. Und das muß erwähnt werden, schon beim ersten Auftritt und noch vor dem Namen, als Adjektivattribut. Mit dem sensationsgeil ausgestreckten Zeigefinger – Ecce Femina! – werden sie uns präsentiert: Diese schönen Frauen. Und das gilt für alle, jede, ausgenommen nur Angela Merkel, vielleicht, weil die Bundeskanzlerin ist und schon über fünfzig ist und damit nicht mehr ganz so sehr Frau.

Eine Steigerungsform tritt dann auf, wenn die Frau schon einmal erwähnt wurde und am besten auch noch Deutsche ist: Dann heißt es nicht mehr »diese schöne«, sondern gleich »unsere schöne« – und das Recht auf Selbstbestimmung ist genauso perdu wie der Wunsch, als Frau nicht mehr andauernd auf sein Aussehen reduziert zu werden. Formulierungen wie »diese/unsere schlaue« oder »diese/unsere starke« vermißt man hingegen, wie zu erwarten war.

Wir kennen das ja ein bißchen schon aus Köln, wo man eine Frau, die man nach dem Weg fragen möchte oder an deren Einkaufswagen man im Supermarkt vorbei möchte, mit »Junge Frau« anredet.… Weiterlesen

Foltert Huren!

So gesehen am 11. November auf bild.de: Weil offenbar irgendwo ein Pärchen verschleppt worden ist, sollen nun, ob aus Rachsucht, weil dies die Forderung der Entführer ist oder um den Aufenthaltsort der Vermißten herauszufinden, Huren gefoltert werden. Bundesweit und offenbar durch die BILD-Leserschaft. Es wär ja nicht das erste Mal, daß BILD direkt oder indirekt zur Gewalt aufruft, man erinnere sich nur an Rudi Dutschke, trotzdem finde ich die Plumpheit, mit der hier pauschal vorgegangen wird, erschreckend.

Was natürlich ebenfalls in ihrer pauschalen Plumpheit erschreckend ist: Die Schlamperei, mit der hier mit Sprache umgegangen wird. Hauptsache reißerisch; daß man das Ganze mißverstehen kann, ist egal, wenn am Ende nur ein Ausrufezeichen steht, werden die Leser den Link schon anklicken. Was eigentlich nicht mehr nötig ist, denn am Ende bietet der Artikel auch nicht mehr als das, was schon in der Überschrift steht. Aber wenn schon die BILD-Redakteure nicht zweimal draufschauen, zumindest als Autor muß man ein Auge für sowas haben, und darum sammle ich hier jetzt Beispiele aus den Medien, in denen durch unglückliche Wortwahl und Zeichensetzung ein völlig falscher Sinn generiert wird. Es dauert sicher nicht mehr lang, bis ich den nächsten Fall finde…

P.S. Korrekt muß es natürlich auch heißen »Hass auf Prostituierte«.… Weiterlesen