Hamlet, ich und wir zwei

Und schon bin ich wieder bei Dannen angekommen, von dem ich mich doch erst im Januar verabschiedet hatte. Ja, so kann es kommen, wenn man zügig voranschreibt! Aber Dannen ist hier nur eine Nebenfigur – tatsächlich handelt das elfte Kapitel von Hauptmanm Mendrion: Ichg führe jetzt endlich die Fäden des dritten Buches zusammen, nachdem ich mehrere Jahre lang einen Zweifrontenkrieg mit Dannen auf der einen und Varyn auf der anderen Seite führen mußte. Wie lange habe ich doch auf diesen Moment gewartet!

Dannen hat sich für diesen großen Moment düster herausgeputzt. Er weiß, welche Verantwortung auf ihm lastet. Blaß und übernächtigt ist er. Hat sich einen Bart stehen lassen, oh, und wie der ihm steht! Wie üblich sieht er ganz und gar großartig aus. Was ihm nicht viel bedeutet. Manchmal ist er Varyn sehr ähnlich. Aber noch einem ist er sogar noch ähnlicher: Hamlet nämlich. Der Düstere Däne und der Düstere Dannenn haben einiges miteinander gemeinsam, gemerkt habe ich das aber erst, als Dannen jetzt mit Mendrion aufeinandertraf: Da habe ich ihm dann gleich ein Hamletzitat in den Mund legen müssen. So wie Hamlet mit seinem alten Freund Horatio redet, so redet Dannen jetzt mit seinem alten Freund Mendrion.

Und was haben die beiden nun gemeinsam? Beide haben einen Hals auf den regierenden König und verfluchen das verwandschaftliche Verhältnis, das sie mit ihm verbindet. Beide tragen düstere Geheimnisse und schwere Gedanken mit sich rum. Beide wissen, welche Verantwortung eine Rache mit sich bringt, beide sind ein Arschloch, beide haben keine Probleme damit, Frauen für ihre Pläne schändlich auszunutzen – und beide schreien geradezu danach, von großen britischen Bühnenschauspielern dargestellt zu werden!

Ich habe Hamlet immer gemocht, seit wir uns im Frühling 1995 als junge Studentinnen dieses Stückes angenommen haben, und seither finden Monica und ich ihn regelmäßig in unseren Figuren wieder. In der Öbba (1995) war er sogar doppelt vertreten, in Form zweier sehr widersprüchlicher Charaktere. Ich hatte einen Hamlet im unvollendeten Torbryen-Zyklus (1998). Und Halan, natürlich. Halan ist selbstverständlich auch Hamlet. Der Unverstandene. Der Geistesgestörte. Der Verschwörungstheoretiker. Der Neffe des Königs. Jetzt bin ich mal gespannt, was passiert, wenn Halan und Dannen – oder Hamlet und Hamlet – mal aufeinandertreffen. Sie haben kaum irgend etwas gemein und werden sich nicht ausstehen können. Aber ob sie sich jemals treffen, das weiß ich nicht. Noch ist es jedenfalls nicht soweit. Noch habe ich keine andere Aufgabe, als Dämmervogel zu einem gelungenen Ende zu führen. Und wenigstens daran arbeite ich mit Eifer.

Wenn ich dabei den ein oder anderen Satz bei Shakespeare – oder wenigstes bei Schlegel – abkupfern kann, um so besser.

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