Arbeitstitel: Arbeitstitel

Wenn man als Autor ein Buch veöffentlicht, und dabei nicht als Selbstverleger in Erscheinung tritt, hat man oft wenig Einfluss darauf, unter welchem Titel das Buch am Ende erscheint. Manchmal hat man Glück und ein Mitspracherecht, oder der Verlag bentuzt gleich den Arbeitstitel des Autors, aber oft liegt diese Entscheidung bei Marketingfachleuten, die wissen (oder glauben zu wissen), was sich am besten verkauft und welche Titel den Leser dazu verleiten, ein Buch in die Hand zu nehmen. Trotzdem muss sich der Autor Gedanken machen, wie er sein Buch nennen will – selbst wenn ihn am Ende nie ein Leser zu Gesicht bekommt, will man doch die Aufmerksamkeit des Lektors wecken. Und auch, wenn man im Bekanntenkreis von seinem Werk erzählt, kann man mehr Neugier wecken und Aufmerksamkeit erregen, wenn man einen knackigen Titel zur Hand hat.

Mir sind meine Arbeitstitel sehr, sehr wichtig, und meistens stehen sie schon ganz am Anfang und bilden das Gerüst, um das herum ich die Handlung und Figuren aufbaue. Das kann dazu führen, dass ich einen Arbeitstitel habe, an dem ich sehr hänge, auch wenn sich die Handlung des Romans in eine Richtung entwickelt hat, die eigentlich gar nicht mehr so gut zum Titel passt, wie das bei der Gauklerinsel der Fall war.… Weiterlesen

Ja, mach nur einen Plan …

Eigentlich habe ich genug offene Baustellen, als dass ich mich jetzt ausgerechnet mit dem Thema »Wie planst du einen neuen Roman« beschäftigen möchte – ich will wirklich nicht auf dumme Gedanken kommen. Aber ich kann einer Herausforderung nicht widerstehen, und ich will wirklich wieder öfter bloggen, also habe ich mich im WriYe-Forum dem Blogging-Circle angeschlossen, um jeden Monat einen Blogartikel zu einer vorgegebenen Fragestellung zu verfassen. Und was passt zum Motto »Neues Jahr, neues Glück« besser als die Frage, wie ein Autor einen neuen Roman in Angriff nimmt? Also, damit ich es schriftlich habe: Ich will jetzt kein neues Buch anfangen, noch nicht einmal planen. Ich bin sehr zufrieden mit denen, an denen ich gerade arbeite, vielen Dank. Aber, so rein hypothetisch … Wie gehe ich die Planung an?

Wenn es nach mir ginge, würde ich jeden Roman mit einem Sprung vom Zehnmeterbrett angehen und mich kopfüber ins Schreiben stürzen, ohne viel Zeit aufs Plotten und Planen zu vergeuden. Und ich tue es auch oft genug, manchmal mit Erfolg, manchmal mit spektaklären Scheitern – es gibt da tatsächlich keinen Zusammenhang, denn das gleiche kann ich über Romane sagen, die völlig durchgestylt waren und die den gleichen Erfolgs- oder Scheiterquoten unterliegen. Oft genug kommt die Handlung also erst beim Schreiben.… Weiterlesen

Tag Acht: Alles eine Frage der Schublade

Hereinspaziert, hereinspaziert, meine Herrschaften, es ist wieder einmal Fragebogen-Zeit! Und diesmal sind wir angekommen bei bei Frage Nummer
8. Welches Genre schreibst du am Liebsten? Welches liest du?

Ich denke, ich muss kein großes Geheimnis daraus machen, dass das Genre, in dem ich mich am wohlsten fühle, wohl die phantastische Literatur ist. Auch wenn ich viele Romane aus den letzten zehn Jahren noch nie in der Hand hatte, bedingt durch die Tatsache, dass ich grundsätzlich weniger lese als früher, und weder den Herrn der Ringe, noch Twilight, noch das Finale von Harry Potter, noch sonst irgend einen der aktuellen Bestseller gelesen habe, mag ich das Genre doch noch immer ganz gerne. Vielleicht bin ich der High Fantasy inzwischen etwas überdrüssig, bedingt durch allzu große Leseexzesse in den Neunzigern, und mit allzu viel Schwulst kann ich ebensowenig anfangen wie mit stumpfem Metzeln, trotzdem übt diese Literatur einen Zauber auf mich aus, der mich immer wieder mal zu packen bekommt. Auch schreibtechnisch fühle ich mich da am wohlsten, wenn es mir auch schwer fällt, Episches zu beschreiben und meine Kampfszenen durch die Bank lausig sind.

Mein zweites Lieblingsgenre, und eines, das mir noch nie aus den Ohren rausgekommen ist, sind klassische Krimis. Keine Thriller, sondern Krimis à la Dorothy Sayers, Margery Allingham oder Agatha Christie, zum Mitknobeln und mit Toten in allen Lebenslagen.… Weiterlesen

Tag Sieben: Nicht ohne meine Mucke

Mein Blog schleppt sich gerade etwas langsam vor sich hin, nicht, weil ich gerade so wenig schreibe, sondern weil ich es so viel tue, dass zum Bloggen gerade nicht viel Zeit bleibt. Trotzdem, es ist einmal wieder soweit, dass ich mir die nächste Frage von unserem allseits beliebten Dreißig-Tage-Fragebogen vornehme, und wir sind schon angekommen bei
7. Hörst du Musik beim Schreiben? Was für welche? Hast du Lieder, die genau zu deinen Figuren passen?

Meine Mutter dürfte das jetzt nicht sehen, zum Glück liest sie meine Blogs nicht, aber sie war schon immer dagegen, dass ich beim Arbeiten Musik höre. Gut, das stammt aus dem Jahr 1981 und bezieht sich auf meine Hausaufgaben, aber das Argument dahinter ist der gleiche: Wer geistige Arbeit leistet, muss sich dabei konzentrieren und soll sich nicht ablenken lassen, erst recht nicht durch Musik (dass ich manchmal beim Schreiben fernsehe, soll sie noch weniger erfahren, aber danach wird hier ja nicht gefragt). Tatsache ist, wenn ich keine Hintergrundbegleitung habe, kann ich nicht gut schreiben. Für mich ist Musik – die richtige Musik, versteht sich – das weiße Rauschen, dass ich brauche, um nicht ständig abgelenkt zu werden, mir andere Gedanken zu machen oder sonstwie abzuwandern und Dinge zu tun, die gerade nicht anliegen.… Weiterlesen

Tag Sechs: Wenn die Bürger schlafengehn …

Während ich auf Neuigkeiten von meinen Bewerbungen warte, ist es wieder einmal an der Zeit, eine Frage zu beantworten von meinem unendlichen Fragenkatalog:
6. Wo schreibst du am liebsten? Zu welcher Tageszeit? Computer oder traditionelles Schreibzeug?

Früher habe ich alles per Hand geschrieben – zwangsweise, denn ich hatte keinen Computer. Selbst als ich meine eigene Schreibmaschine hatte, habe ich mit der Handarbeit weitergemacht, und das aus zwei Gründen: Zum einen ging das mit der Hand einfach schneller, und zum anderen konnte man den maschinengeschriebenen Text nicht mal eben schnell überarbeiten, erweitern, korrigieren oder ergänzen, so dass sie eigentlich nur für Endfassungen und Reinschriften in Frage kam. Die Anschaffung meines ersten Computers war daher eine Offenbarung. Weil in meiner kleinen Studentenbude noch kein Platz für einen PC vorgesehen war, stand mein gebrauchter 286er auf dem Fußboden, und ich saß im Schneidersitz oder kniend davor und schrieb, sehr konzentriert, sicher auch bequem, aber nicht wirklich ergonomisch. Und doch kommt das dem, wie ich heute schreibe, noch am nächsten.

Inzwischen schreibe ich nämlich am Laptop, und der steht da, wo er hingehört, auf meinem Schoß, auf einem schönen kippelfreien Knietablett. Die Orte, wo ich mich am liebsten mit ihm befinde, sind das Sofa und mein Bett.… Weiterlesen

Tag Fünf: Ey, Alter!

Wieder einmal ist es an der Zeit, eine der schönen Fragen zu beantworten, die ich noch während meiner Lebzeiten abarbeiten möchte. Und seht nur, ich bin schon bei der Fünften angekommen!
5. Dem Alter nach, wer ist deine jüngste Figur? Die Älteste? Wer ist „am jüngsten“ und „am ältesten“ im Bezug auf den Erschaffungszeitpunkt?

Gerade wollte ich schon behaupten, die kleine Vivian in den Mohnkindern wäre meine jüngste Figur, aber das stimmt natürlich nicht. Die Jüngste ist das Kind in der Gauklerinsel. Es hat über weite Teile des Buches keinen Namen, ganz am Ende nennt Roashan es ‚Sprotte‘, aber das ist eine eher unglückliche Übersetzung von ‚Kipper‘, wie es in den ursprünglich englischsprachigen Roashan-Geschichten hieß. Aber da das Kind noch nicht sprechen kann, ist es ihm vermutlich egal. Es ist ein Säugling von vielleicht einem halben Jahr, was es als allerjüngste Figur vermutlich so lange unschlagbar macht, bis mal eine meiner Heldinnen ein Kind bekommt – wobei mir einfällt, das ist schon passiert, als Hana am Ende von Falkenwinter ihre Tochter bekommt, und so ist Roashans unfreiwillig adoptiertes Kind vielleicht doch nicht das aller-allerjüngste, aber im Unterschied zu Hanas Tochter, die nur einmal erwähnt wird und zweimal durchs Bild getragen, spielt es eine Rolle.… Weiterlesen

Tag Drei: Namen, Namen, Namen

Ja, ich weiß, es ist eine lange Liste, und ich bin gerade erst bei der dritten Frage angekommen. Aber ich sehe das Schreiben als eine Lebensaufgabe, und da ich noch vorhabe, noch ein paar Jährchen zu leben – und zu bloggen – ist hier in aller Gemütlicheit, die dritte Frage:
3. Wie kommst du auf Namen für Figuren (und für Orte, wenn du über fiktive Orte schreibst)?

Früher habe ich mich an den Namen obskurer kleiner Orte bedient – schottischen Bahnstationen, cornischen Dörfern, und was im internationalen Vorwahlverzeichnis nett klang. Dabei konnte ich ziemlich danebengreifen, wenn ein vermeintlich obskurer Ort statt dessen ein bekanntes Urlaubsziel ist, von dem nur ich noch nie gehört hatte. Darum habe ich irgendwann von dem System Abstand genommen und tatsächlich meine eigene Phantasie bemüht. Eine Möglichkeit war, mich phonetisch zu einer neuen Schreibweise inspirieren zu lassen – so wurde aus dem walisischen Örtchen Dollwyddelan die Hohe Elbenfeste Dolua’d’llán, und der Held meiner Spinnwebstadt, Mowsal, entspricht der tatsächlichen Aussprache des cornischen Ortes Mousehole. Eine andere Inspirationsquelle waren Anagramme – so wird aus dem profanen Salat der Elb Talas, der Berg Etamot war einmal eine Tomate, und den Fluss Edanomil musste ich umbenennen, nachdem ein Betaleser die Limonade gefunden hatte.… Weiterlesen