Tag Acht: Alles eine Frage der Schublade

Hereinspaziert, hereinspaziert, meine Herrschaften, es ist wieder einmal Fragebogen-Zeit! Und diesmal sind wir angekommen bei bei Frage Nummer
8. Welches Genre schreibst du am Liebsten? Welches liest du?

Ich denke, ich muss kein großes Geheimnis daraus machen, dass das Genre, in dem ich mich am wohlsten fühle, wohl die phantastische Literatur ist. Auch wenn ich viele Romane aus den letzten zehn Jahren noch nie in der Hand hatte, bedingt durch die Tatsache, dass ich grundsätzlich weniger lese als früher, und weder den Herrn der Ringe, noch Twilight, noch das Finale von Harry Potter, noch sonst irgend einen der aktuellen Bestseller gelesen habe, mag ich das Genre doch noch immer ganz gerne. Vielleicht bin ich der High Fantasy inzwischen etwas überdrüssig, bedingt durch allzu große Leseexzesse in den Neunzigern, und mit allzu viel Schwulst kann ich ebensowenig anfangen wie mit stumpfem Metzeln, trotzdem übt diese Literatur einen Zauber auf mich aus, der mich immer wieder mal zu packen bekommt. Auch schreibtechnisch fühle ich mich da am wohlsten, wenn es mir auch schwer fällt, Episches zu beschreiben und meine Kampfszenen durch die Bank lausig sind.

Mein zweites Lieblingsgenre, und eines, das mir noch nie aus den Ohren rausgekommen ist, sind klassische Krimis. Keine Thriller, sondern Krimis à la Dorothy Sayers, Margery Allingham oder Agatha Christie, zum Mitknobeln und mit Toten in allen Lebenslagen. Leider, während ich immer gern eine Krimiautorin geworden wäre, habe ich hier als Autorin meine größten Defizite. Ich begehe die kunstvollsten Morde, meine Detektive haben Profil, und die Dialoge fließen – aber ich bin außerstande, meine Täter zu überführen, sie sind einfach zu genial und denken an alles. Vielleicht habe ich mal eine Chance mit einem Co-Autor, der die Ermittlungen leitet, während ich die Mörder anführe, aber bis dahin fürchte ich, wird diese Schublade mir verschlossen bleiben. Was das angeht, bin ich ausgewichen in mein drittes Lieblingsgenre: Mystery. Düstere Landhäuser, dunkle Familiengeheimnisse, verlorene Erben… Ob gepaart mit phantastischen Elementen oder pur, hier schlägt mein Herz, und seit ich gemerkt habe, dass ich Talent habe, dieses Genre zu bedienen, tue ich das auch mit großem Elan.

Aber am liebsten ist mir, genreübergreifend zu arbeiten. Ein Buch, das nichts tut, als sein Genre zu bedienen, ist für mich nicht viel wert. Ein Fantasyroman kann ebensogut ein Krimi sein oder ein Liebesroman. Ich habe einen auf den ersten Blick klassischen Mysteryplot mit Feen verfeinert, einen historischen Roman mit Geistern, und mit der Gauklerinsel einen Roman abgeliefert, der sich jeder Schublade widersetzt bis zu einem Grad, wo es schwer wird, auch nur eine Zielgruppe zu benennen, weswegen das Buch bis jetzt keinem Verlag angeboten worden ist. Meine Agentin hat es nicht leicht mit mir, was das angeht, aber sie lässt mir viele Freiheiten, wo es um die Schubladen geht, solange es gute Bücher werden. Mein allerliebstes Lieblingsgenre ist dementsprechend »Literatur« – mit allen Abstufungen und Schattierungen und Variationen, die irgendwie möglich sind. Die besten Bücher sind eben einfach gut, ohne dass man sie in eine Schublade stecken muss, und wenn es nach mir geht, gilt das auch für Autoren.

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