Und alles wegen Percy!

Ich habe es schon wieder getan. Allmählich kann man den Kalender danach ausrichten: Egal, was ich auch für den Nanowrimo geplant habe, egal wie viel oder wenig Plot da sein mag, zehn Tage vor dem ersten November schmeiße ich meine Pläne über den Haufen, sauge mir ein neues Konzept aus den Fingern, plotte es innerhalb einer Woche, und gewinne damit den Nanowrimo. So ist letztes Jahr Geigenzauber entstanden, so habe ich vor zwei Jahren meinen Vampirkimi in die Tonne getreten und statt dessen mit der Gauklerinsel Erfolge gefeiert, so habe ich 2007 Lichtland geschrieben – und jetzt wieder. Vor drei Tagen habe ich noch Witze darüber gemacht, heute stehe ich mit einem neuen Buch da – immerhin, nur mit einem. Von zwei Nanowrimo-Büchern, die ich mir für dieses Jahr vorgenommen habe, halte ich also an einem fest und schreibe in jedem Fall Geisterlied. Aber nachdem ich erst überlegt habe, Die Kinder des Hauses Otrempa und die neue Geschichte parallel zu schreiben und dann zu sehen, was mir mehr liegt, habe ich jetzt den Otrempas den Laufpass gegeben, und darüber bin ich froh.

Die Wahrheit ist, ich werde einfach nicht warm mit der Geschichte. Die Kinder haben zwar jetzt alle Namen, ich habe ein paar wirklich interessante Ideen und eine coole Welt, aber es berührt mich einfach nicht.… Weiterlesen

Überarbeiten? Ja! Überarbeiten? Nein!

Was habe ich geflucht Anfang des Jahres, als ich versucht habe, vor der Leipziger Buchmesse Geigenzauber zu überarbeiten, korrigieren und dabei alle Kommentare aller Betaleser unter einen Hut zu bringen. Zeitweise saß ich mit vier verschiedenen Ausdrucken da, ich habe gejammert und geheult und Stunden um Stunden verbracht… Es kommt ja selten genug vor, dass ich, Linux-Geek vor dem Herrn und passionierte Open- bzw. LibreOffice-Userin mal dazu aufrufen würde, ein Microsoft-Programm zu nutzen, aber tatsächlich muss ich sagen, die Anschaffung von MS Word hat mir jetzt echt die Woche gerettet. Nicht, dass ich jetzt mein Linux deinstalliere und in Zukunft nur noch unter Windows schreiben will. Aber wo es ums Überarbeiten geht, ist MS Word den freien Konkurrenten haushoch überlegen.

Zum Beispiel kann ich alle kommentierten Versionen eines Kapitel zu einer Datei zusammenfassen, in der dann alle Kommentare, farblich nach Urheber unterschieden, am Rand stehen, und ich sehe auf einen Blick die Stellen, die von mehreren angemerkt worden sind. Oder als RubinaGela wie ein geölter Blitz die Rechtschreibung korrigiert hat, musste ich nur noch von Änderung zu Änderung springen und annehmen, ablehnen oder umformulieren. Ich hatte drei Tage allein für die Rechtschreibkorrektur vom Haus der Puppen gerechnet – und war nach drei Stunden fertig.… Weiterlesen

Verpuppt und zugenäht

Ich habe es geschafft. Mit einem großen Endspurt, bei dem ich in einer Woche achtzig Seiten geschrieben habe, und das auch noch mit keinem Plot am Anfang, einer Convention in der Mitte und Nebenhöhlenentzündung am Ende, habe ich Das Haus der Puppen zu einem Abschluss gebracht. Nach einem Probekapitel im Mai ist das Buch – 485 Normseiten – vor allem in den Monaten Juli bis September 2011 entstanden, eine stolze Leistung für ein Buch dieser Dicke. Und auch wenn ich gestern noch Angst hatte, ich würde das Ende völlig ruinieren, ist es dann doch so ausgegangen, wie ich es vor meinem inneren Auge hatte. Vielleicht ist der Schluss etwas überhastet, aber ich wollte ihn nicht unnötig in die Länge ziehen, um nicht den Schwung rauszunehmen. Das Ende ist so zart geworden, wie ich mir gewünscht habe – es bleibt ein bisschen offen, ob Florence und Lucy nun in Liebe oder Freundschaft verbunden sind, um mir die Option auf eine Fortsetzung offenzuhalten, und siehe da, als ich nach fast viertausend Wörtern in einer Nacht gestern um halb sechs in der Frühe endlich im Bett gelandet bin, hatte ich auch schon erste Ideen für einen zweiten Band.

Da meine Feen unsterblich und alterslos sind, können sie auch dreißig Jahre später noch genauso aussehen wie im ersten Buch.… Weiterlesen

Tag Zwei: Männlein gegen Weiblein

Es ist langsam mal wieder an der Zeit, dass ich mich den dreißig Fragen zuwende, vor allem, da ich erst eine davon beantwortet habe. Nachdem ich mich entschieden habe, Das Haus der Puppen mit einer unkonventionellen Liebe zu beenden, passt es sehr schön, dass die zweite Frage des berüchtigten Stöckchens lauten:
2. Wie viele Figuren hast du? Bevorzugst du Männer oder Frauen?

Ich hoffe, niemand erwartet ernsthaft von mir, meine Figuren zu zählen. Ich habe zwar tendenziell gar nicht so viele Figuren in meinen Geschichten, arbeite lieber mit wenigen Charakteren, als dass ich ganze Heerscharen aufmarschieren lasse – was mich als Autorin epischer Fantasy sicher disqualifiziert. So treten zwar in den Chroniken der Elomaran siebenundfünfzig Figuren, kleinste Nebenrollen mitgerechnet, aber auf vier nicht immer dünne Bände verteilt ist das nicht wirklich viel. Und beim Haus der Puppen komme ich mit acht Figuren aus. Natürlich ist das nicht viel. Aber über die Jahre ist doch einiges zusammengekommen, ich habe in den letzten fünfundzwanzig Jahren mehr Personen aufmarschieren lassen, als ich jetzt noch aufzählen könnte. Daher kann ich die Frage nur beantworten mit: Viele.

Was den zweiten Teil der Frage angeht: Tendenziell sind meine Hauptfiguren eher männlich als weiblich, und bis vor ein paar Jahren hatte ich große Probleme, mit weiblichen Hauptfiguren zu arbeiten, weil sie mir immer zu ähnlich wurden, um von mir noch als individuell wahrgenommen werden zu können, und das machte sie hölzern und leblos – anders als die Männer, die per se anders waren als ich und dann auch schnell autonom agieren konnten.… Weiterlesen

Endlich Fee!

Wenn es eine Sache gibt, mit der ich hadere, sind das Mädchen-bekommt-Jungen-Happyends. Dabei bin ich kein Gegner von liebevollen Beziehungen, bloß nicht, ich lebe selbst in einer. Und ich glaube auch nicht, dass Romanheldinnen nicht das Recht auf eine glückliche Partnerschaft haben. Ich finde nur, dass sie nicht dazu gezwungen werden dürfen, nur weil irgendwelche Genre-Konventionen das vorsehen. Schon bei Geigenzauber habe ich versucht, ein Ende herbeizuführen, bei dem Mia am Ende stolz und frei in den Sonnenuntergang reiten sollte – nur dass sie dann doch sehr wahrhaftig verliebt war und ihren Branwell haben wollte, den sie dann auch bekommen hat. Aber jetzt, beim Haus der Puppen, und wieder habe ich eine Chance, gegen alle Normen zu verstoßen – alles, was mir dafür fehlt, ist ein Plot. Oder besser: War. Denn stand ich gestern noch ganz ohne da, ist nun, eine weitgehend schlaflose Nacht später, alles in Butter mit dem Plot. Und ich bekomme endlich das unkonventionelle Ende, nach dem ich mich gesehnt habe.

Eigentlich sieht alles ganz einfach aus: Florence entscheidet sich, ein Mensch zu bleiben, und findet an dem knackigen Feenjäger Alan mehr als nur eine Schulter zum Anlehnen. Nur was dabei fehlt, ist der Konflikt. Meine Freundin Aryana hatte Recht: Solange es für Florence keinen Grund gibt, warum sie Fee werden sollte, ist die Entscheidung keine.… Weiterlesen

Die Welt ist nicht genug

Ich meine das ja nicht nur im übertriebenen Sinne, wenn ich sage, ich bin dem Wahnsinn anheimgefallen. Nachdem ich jetzt, sicherlich bedingt durch meine gesundheitlichen Probleme und die Tatsache, dass ich fast den ganzen Dezember über krankgeschrieben war, meine Stelle verloren habe, bleibt mir viel Zeit, mich auf das Schreiben zu konzentrieren, und so habe ich mich frohen Mutes auf ein Tagespensum eingelassen, mit dem ich jeden Monat ohne größere Not locker-flockige fünfzigtausend Wörter schreibe wie sonst nur im Nanowrimo. Aber jetzt beginnt der Herbst, das heißt, der echte Nanowrimo steht vor der Tür, und ich stehe vor der Frage, was ich mache. Wie schon erwähnt, ist meine Liste der Bücher, die ich schreiben will, zu lang, um sie in einem Jahr zu bewältigen.

Am Ende war ich runter auf zwei potenzielle Nano-Romane: Die Kinder des Hauses Otrempa und Geisterlied, das Buch, mit dem ich schon im Nanowrimo 2008 Schiffbruch erlitten habe. Auch der Versuch, die Naniten im Tintenzirkel darüber entscheide zu lassen, war unergiebig: Beide Konzepte bekamen ungefähr gleich viele Stimmen. Als ich mich dann, aus dem Bauch heraus und beraten von meinem Freund, für die Otrempas entschieden habe, war die Geisterfront enttäuscht, und ich irgendwie auch – und dann hat mich der Hafer gestochen.… Weiterlesen

Tag Eins: Meine Lieblingswelt

Nirgendwo steht, dass die dreißig Tage, die man über das Schreiben bloggen soll, auch zusammenhängend sein müssen. Ich nehme mir darum die Freiheit raus, sie nach und nach zu beantworten – die Aussicht, plötzlich nur noch identisch aussehende Überschriften im Blog zu haben, sagt mir überhaupt nicht zu. Aber zumindest die vorgegebene Reihenfolge werde ich einhalten und beginne darum mit Frage Nummer Eins:
1. Erzähl uns von deinem Lieblingsschreibprojekt/der Lieblingswelt, mit der du gearbeitet hast, und warum?

Ich bin nicht der größte Weltenbauer, den die Menschheit jemals gesehen hat. Eher im Gegenteil. Meine Welten sind meistens so aufgebaut, dass man, sobald man einmal vom Weg abweicht, die Kulissen von hinten sieht und ansonsten von viel Weiß umgeben ist. Bei meiner Lieblingswelt ist das nicht der Fall. Zugegeben, sie ist sehr, sehr klein, und es ist vermessen, sie als »Welt« zu bezeichnen, ich tu es aber trotzdem. Die Rede ist von der Gauklerinsel, Heimat des gleichnamigen Romans. Ein Inselchen mit einer Stadt von vielleicht einigen zehntausend Menschen, in der Mitte eine große Zitadelle, und das ganze auf einer Insel, die sonst nichts nennenswertes zu bieten hat, das war’s dann auch schon. Aber in dieser Stadt kann ich spazierengehen, als hätte ich jahrelang dort gewohnt.… Weiterlesen