Auf die Ohren, oder warum ich froh bin, dass der Nano bald vorbei ist

Der November ist so gut wie vorüber. Ich habe den Nanowrimo gewonnen und liege kurz vor der 60.000 Wort-Marke, Geigenzauber scheint immer noch ein ganz gutes Buch zu werden, und eigentlich habe ich wirklich keinen Grund, mich zu beschweren – sogar meinen Rückstand im T12 habe ich aufgeholt und werde mein Jahresziel von 410.000 Wörtern ohne Probleme schaffen. Es ist noch genug Plot für den Geiger da, um ihn im Dezember fertigzuschreiben, und nichts spräche dagegen, noch ein paar Wochen im Nanomodus weiterzumachen – ich zeige auch keinerlei Ermüdungserscheinungen, wenn es darum geht, meine 2.000 Wörter am Tag zu schreiben. Und doch kann ich es nicht erwarten, den Nano hinter mir zu lassen.

Warum? Bin ich es leid, jeden Tag eine Statistik für dreiundsiebzig Nanowrimo-Teilnehmer aus dem Tintenzirkel zu erstellen? Natürlich nicht. Das mache ich, weil es mir Spaß macht. Aber ich möchte endlich wieder andere Musik hören. Seit vier Wochen läuft bei mir Ray »Chopper« Coopers Album Tales of love war and death by hanging rauf und runter. Und rauf. Und runter. Wirklich, ich möchte etwas anderes hören dürfen! Aber leider habe ich mich akustisch zu sehr festgelegt. Ich höre Musik beim Schreiben, muß sogar sagen, daß ich mich ohne Musik deutlich schlechter aufs Schreiben kann als ohne. Meine Mutter wird das nicht gerne hören, ich habe als Kind schon gelernt, daß man während der Hausaufgaben keine Kassetten hören darf, um nicht abgelenkt zu werden, aber mit Musik erschaffe ich mir beim Schreiben eine Art weißes Rauschen, das mir ermöglicht, alles andere auszusperren und mich ganz und ausschließlich auf meine Geschichte zu konzentrieren. Soweit, so gut.

Aber jetzt kommt der Trick. Ich habe für jeden Roman einen Interpreten oder eine bestimmte Band, um die benötigte Stimmung zu erzeugen. Sechs Jahre lang habe ich mich für die Arbeit an der Spinnwebstadt durch alle Albend der Oysterband gehört. Zu Klagende Flamme, was gerade ruht, höre ich The Amazing Blondel. Zur Gauklerinsel gibt es Lindisfarne und zum Gefälschten Siegel die bosnische Grupa Regina. Und weil Ray Cooper ein begnadeter Cellist ist und Streicher so gut zu Geigenzauber passen, höre ich seine CD, wenn ich von Mias und Branwells Abenteuern schreibe. Und genau das ist mein Problem.

Vierzehn Alben der Oysterband. Fünf von Amazing Blondel. Zwölfmal Lindisfarne und immerhin dreimal Grupa Regina – und eine einzige CD von Chopper. So sehr ich sie auch liebe, alle zehn Titel, die darauf sind, ich muß endlich mal wieder etwas anderes hören können. Aber, ich habe es versucht, mit anderer Musik geht es nicht. Es irririert mich, etwas anderes zu hören als das Cello und die angenehme Baritonstimme. Ich bin ritualfixiert, und im Nano ist nur ein genau Buch erlaubt, und wenn es dazu nur eine CD gibt…

Aber jetzt steht der Dezember vor der Tür, ich schreibe die Gauklerinsel fertig und höre ganz viel Lindisfarne dabei, ich darf vielleicht ein wenig am Siegel weiterschreiben (aber nur, wenn die Gaukler fertig sind), und nebenbei gebe ich dann auch dem Geiger den Rest. Schließlich ist Tales of love war and death by hanging eine tolle CD. Nur eben nicht einen Monat lang und ausschließlich.

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