Dreiunddreissig Zeilen, dreiunddreissig Seiten

Gestern habe ich eine Seite an Falkenwinter geschrieben. Eine Seite und drei Zeilen, um genau zu sein, und kein Wort mehr, dreiunddreißig Zeilen insgesamt. Es waren die ersten Zeilen überhaupt, die ich seit April geschrieben habe, zumindest an diesem Buch – mein Umzug, meine neue Arbeit haben mich komplett aus dem Rennen geworfen, und aus dem Plot. Letzteres war das eigentlich Schlimme.

Im Frühling hatte ich mich zügig und flüssig an den Prolog des Vierten Buches gemacht, den guten Dannen munter (oder weniger munter – wir sprechen immerhin von Dannen!) drauflos plappern lassen, Seite um Seite floß aus meiner Feder, plötzlich hatte ich zweiunddreißig Seiten, und das Kapitel war so gut wie fertig – als mich die RWTH Aachen anrief und mir sagte, ich hätte den Job als Bibliothekarin. Und ich legte das Schreibzeug beiseite und machte mich an die Wohnungssuche. Im Juli dachte ich, jetzt bin ich soweit zur Ruhe gekommen, schreib ich mal weiter – und ich las meinen Prolog nochmal und dachte: Was zum Teufel…? Ich hatte keine Ahnung, wie es weitergehen sollte. Dannen sinniert über seine Kindheit, die Scheidung seiner Eltern, das Verhältnis zu seinen Geschwistern, und versucht parallel dazu, Varyn zu knacken, der nach dem Umglück verständlich neben der Spur steht. Die Unterhaltung zwischen den beiden ist aber de facto nicht existent – statt dessen prügeln sie sich (war nicht geplant), und danach – das war dann die Stelle, an der ich zu schreiben aufhörte – versucht Dannen, Varyn niederzustarren. Das ist ein Spiel, das kann noch seitenlang so weitergehen. Die beiden können sich lange und ausdauernd anbocken, und ich hätte kein Problem gehabt, das zu schreiben – aber das war es nicht, was ich wollte.

Was ich wollte war, den Prolog zu einem Ende zu bringen. Ich wollte noch genau eine Seite schreiben und dann fertig sein. Ein Prolog ist wichtig, aber vor allem darf er nicht zu lang sein, nicht zu geschwätzig, er darf die Leser nicht langweilen und nicht vorhersehbar werden. Wir hatten das bei Robert Jordan – die Prologe der Wheel of Time-Bücher wurden von Band zu Band länger, allein mit dem von Band Fünf hätte er den Nanowrimo gewinnen können – kein Wunder, daß der Mann von seinem eigenen Zyklus überlebt wurde. Und so will ich bekanntlich nicht enden. Also schob ich lieber meinen Prolog beiseite, schob alles Schreibwerk beiseite, und schrieb gar nichts.

Bis gestern. Da habe ich, mit einer einzigen Seite und drei Zeilen, den Prolog zu einem, wenn auch etwas abrupten, Ende gebracht. Jetzt muß ich ihn nur noch abtippen, dann geht es auch auf der Webseite wieder weiter – und dann muß ich mir endlich eingestehen, daß ich keine Ahnung habe, was nach dem Prolog von Falkenwinter überhaupt passieren soll.

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