Hinten und vorne

Während ich das erste Kapitel von Falkenwinter schreibe, passiert das, was ich keinem Autor wünsche: Mein Plot ribbelt sich auf. Ohnehin ist das Buch noch nicht sonderlich gut durchgeplottet, ich hangle mich an verschiedenen Eckpunkten entlang und versuche, zumindest das aktuelle Kapitel im Blick zu haben. So habe ich auch mit Schwanenkind angefangen, und da hat es geklappt – aber hier klappt es nicht mehr. Die Handlungseckpunkte wollen nämlich nicht mehr zueinander passen.

Gegeben sind drei Orte: Erstens die Burg zu Car Diuree, der Hauptstadt von Doubladir. Da ist Hana, schwanger, mit ihrer zukünftigen Schwiegermutter und dem Wunsch, ihren toten Verlobten nochmal zu sehen. Zweitens Loringaril, Schlachtfeld, wo der König mit seinen beiden überlebenden Söhnen gegen den Feind kämpft und eigentlich am Gewinnen ist, nur dem Ältesten hilft das nicht mehr. Drittens Unterwegs, wo Dannen, Leota und Mendrion mit Varyn und Gaven auf dem Rückweg sind. Treffen sollen sie sich alle in Loringaril an der Front – da wird ein Kriegsrat gehalten, auf dem Dannen beschließt, Hana zu heiraten, und später wird der König dramatisch sterben und sein heiliges Schwert bei Varyn landen – alles schon geplant. Aber mir kommt das Kontinuum in die Quere.

Hana bricht nämlich auf, sobald sie die Nachricht von Gerrats Tod bekommt, und kommt geschätzte drei Wochen vor Dannen und Co in Loringaril an – und sie hat keine Veranlassung, dann da zu bleiben und auf einen Kerl, den sie nicht ausstehen kann, zu warten. Vor allem, da sie nichts will als ihren toten Liebsten nochmal sehen, und der wird auch nicht schöner. Plausibler ist es sowieso, wenn sich Hana die Reise spart und statt dessen Gerrats Leiche in die Heimat überführt wird. Dann kann er in Ruhe beigesetzt werden. Aber wohin reist dann Dannen? Auch nach Hause, das macht Sinn. Fehlt noch der König – wird der den Krieg seinen Generälen überlassen und Heimaturlaub nehmen, um den Sohn zu begraben? Nehmen wir mal an, das tut er wirklich – dann treffen sich jetzt alle in Car Diuree. Macht Sinn, aber… was tun sie dann mit Varyn?

Der König hat Varyn bestellt, um ihn zu sehen, zu untersuchen und herauszufinden, was es mit ihm auf sich hat. Wenn er ihn in seiner Burg hat, warum sollte er ihn dann mit an die Front schleppen, statt ihn einfach zur späteren Verwendung einzusperren? Wenn Varyn im Krieg umkommt, hat der König keine Erkenntnisse gewonnen, und daß er selbst vor Varyns Augen und denen eines gesamten Schlachtfelds dramatisch sterben soll, ahnt er noch nicht. Aber er muß dort draußen sterben, und Varyn und Gaven müssen dabei sein, und ich bekomme sie nicht plausibel dorthin…

Ich hasse das. Falkenwinter liegt in Scherben, und ich kann noch nicht mal das Erste Kapitel weiterschreiben, wenn ich nicht weiß, ob Hana bleibt oder aufbricht. Am liebsten würde ich den ganzen Varyn-Plot begraben und nur mit Alexander weitermachen… Da geht es hin, mein dramatisches Großwerk!

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