Bilder, nicht länger verborgen

Vor nicht weniger als dreizehn Jahren hatte ich die Idee zu einem Kinderbuch, das an keinem anderen Ort spielen sollte als in der Wohnung, in der mein frischangetrauter Mann und ich in Aachen wohnten – und eine zentrale Rolle spielten die Bilder, die wir 2008 bei der Renovierung der Wohnung hinter den alten Tapeten der noch viel älteren Vormieterin gefunden hatten. Eine Geistergeschichte sollte es werden, bei der ein Mädchen aus unserer Zeit über diese Bilder in die Vergangenheit reist und sich mit dem gleichaltrigen Mädchen anfreundet, das diese Zeichnungen geschaffen hat.

Der damalige Plot sah vor, dass Ilsabeth, die in den 1920ern noch ais Kind gestorben war, Frieke für sich allein haben will und schließlich als besitzergreifender Geist in der Gegenwart auftaucht. Mir gefiel die Idee eigentlich gut, auch meine Agentin war von dem Konzept angetan, aber wie aus vielen Ideen, die ich über die Jahre hatte und habe, wurde nichts draus. Ich schrieb acht Seiten, mit denen ich nicht zufrieden war, ich bekam keinen Draht zu meiner Hauptfigur, und so verblieb das Fragment aus erstem Kapitel und Exposé im Oder »Geplant« und rührte sich dort nicht von der Stelle.

Erst 2024 sollte wieder Bewegung in die Sache kommen, als die Agentin und ich ein Projekt suchten, das wir dem Verlag als Nachfolger für »Die vierte Wand« anbieten konnten.… Weiterlesen

Wandbilder und Zeitzeichen

Manchmal hat man ein Buch, das erscheint so dermaßen wichtig, dass es seine Autor:innen vor Respekt in die Knie zwingt. So ergeht mir das gerade mit meinem neuen Kinderbuch, Arbeitstitel »Die verborgenen Bilder«. In einer Zeit, in der »Kinderbuchautor« als Beleidigung verwendet wird, ist es mir wichtig zu zeigen, wie wertvoll es ist, mit Büchern diejenigen zu erreichen, die einmal über das Schicksal dieser Welt entscheiden werden; in den Köpfen etwas zu bewegen, das Denken anzuregen und das Verstehen. Kinderbücher sind wichtig, Kinderbücher sind mächtig – so mächtig, dass sie den Menschen, die etwas gegen Selbstdenken haben, Angst einflößen.

Nicht von ungefähr sind Kinderbücher das erste, was in autokratischen Systemen verboten wird, was erst vom Lehrplan, dann aus der Schulbibliothek, der Stadtbücherei und am Ende den Buchhandlungen verbannt wird: Bücher über queere Selbstfindung, über kritische Auseinandersetzung mit der eigenen Geschichte, über Unterdrückung und Befreiung – in Russland und Ungarn wie in den USA finden reaktionäre Kräfte Argumente, weswegen diese Bücher von den Kindern ferngehalten werden müssen, und die Kinder von den Büchern. Und ich habe Angst, dass, bis Anfang 2026 »Die verborgenen Bilder« erscheinen, auch Deutschland in einer politischen Situation ist, wo Kinderbücher auf der Abschussrampe landen.

Als ich die Idee für das Buch hatte, waren von solchen Sorgen mir noch fern, und statt einer politisch aufgeladenen Geschichte sollte das ganze eine nette Gruselstory werden.… Weiterlesen

Ein Jahr im Schatten

2024 ist so gut wie rum, und es ist an der Zeit für meinen traditionellen Jahresrückblick. Nicht, dass ich vorhätte, dem Jahr viele Tränen nachzuweinen, aber ein paar Anmerkungen will ich mir schon noch gönnen. Es ist ein Jahr, in dem ich kaum gebloggt habe, und deswegen muss ich alles, was ich da nicht geschrieben habe, jetzt irgendwie in meinen Rückblick quetschen. Vor allem aber war es ein Jahr im Schatten – psychisch, weil ich es über weite Strecken des Jahres nicht aus dem Haus geschafft habe, und schreibtechnisch, weil es mir nicht gelungen ist, die überragende Leistung von 2023 zu wiederholen oder gar zu überbieten.

Aber es war kein grundsätzlich verlorenes Jahr. Ich habe auch Dinge geschafft, auf die ich stolz sein kann und das auch bin. Erstmal habe ich gar nicht so wenig geschrieben. Auch wenn es unterm strich nur halb soviel war wie 2023, waren das immer noch um die 300.000 Wörter. Allein im Nanowrimo habe ich 140.000 Wörter geschrieben und damit meinen persönlichen Rekord deutlich übertroffen. Das hat mich dann doch sehr dafür entschädigt, dass ich im Mai aus dem Schreibfluss geraten bin und von Juli bis Oktober überhaupt nicht mehr geschrieben hatte: Zum Ende des Jahres habe ich mir bewiesen, dass ich es doch noch kann, und so gehe ich nun guter Hoffnung ins neue Schreibjahr.… Weiterlesen