Das Ende einer Ära

Ich habe lange mit mir gerungen. Wenn es nach mir ginge, müßten alle Dinge so bleiben, wie sie sind, und so ablaufen, wie sie es immer getan haben, zumindest in meinem Umfeld. Ich bin nicht autistisch, aber zumindest ritualfixiert. Mit Änderungen tue ich mich schwer, aber manchmal muß es einfach sein. Vor allem dann, wenn es so, wie es war, nicht mehr weitergeht.

Die ersten Umstellungen habe ich offenbar noch ganz gut hinbekommen – Anfangs habe ich meine Romane in Schulhefte geschrieben, dann in schwarze Chinakladden mit roten Ecken, und ab der Oberstufe, also ca. 1991, dann in Collegeblöcke. Und Collegeblöcke blieben es dann auch. Der Grund dafür war praktisch: Ich habe viel in der Schule geschrieben und während Univorlesungen, und da ich während meiner Zeit in Köln weder Führerschein noch Auto besaß, sind viele Seiten auch in Straßenbahnen entstanden und in Nah- und Fernverkehrszügen. Ich hatte zwar irgendwann einen Computer, so ab 1995, aber zumindest für alles, wobei ich mich außerhalb des Hauses befang, kam ich um meine Collegeblöcke nicht herum.

Während meiner Ausbildung zur Buchhändlerin hatte ich schier unbegrenzten Zugriff auf Collegeblöcke mit Werbeaufdruck für meinen Laden. Das war mein Glück, und mein Verhängnis. Denn als ich im Februar 2000 in einer Straßenbahn spontan mit der Arbeit an Engelsschatten anfing, nahm ich zuhause einen nagelneuen Block und übertrug die Seiten dorthinein, statt sie wie ein normaler Mensch am PC abzutippen.… Weiterlesen

Die Klinge am Kehlkopf

Die Klinge eines großen scharfen Messers, dicht an die Kehle gedrückt, spürt man kaum. Für einen Moment ist da ein irritierendes Gefühl der Kälte, aber nur ganz kurz, dann ist die Schneide auf Körpertemperatur. Es tut nicht weh. Es ist nur irgendwie seltsam – und gefährlich ist es natürlich auch. Trotzdem stand ich da, hielt mir das große Kochmesser an den Hals und wartete einige Augenblicke lang, während mein Freund meinte, nun sei es doch wirklich genug, bis ich es wieder fortnahm. Was war geschehen?
Das wichtigste zuerst: Ich lebe noch, und habe vor, damit auch weiterzumachen. Ich bin nicht selbstmordgefährdet. Ich bin bloß eine Autorin, die es ganz genau wissen will, und wissen muß.

Eine Szene ist mir eskaliert, das war nicht so geplant – eigentlich ging es mir nur darum, Alexander wieder für den Plot zu motivieren, denn er hatte nicht weniger vor, als alle Brocken hinzuschmeißen und sich aus dem Staub zu machen, egal, ob er dabei lebt oder stirbt: Jetzt habe ich also neben Varyn schon den zweiten lebensmüden Helden, der nur mittels Erpressung im Rennen gehalten wird, und für das Erpressen war in diesem Fall Ember von Valon zuständig, die alte Schweinebacke. Wenn es einer kann, dann Ember.… Weiterlesen