Die Stille vor dem Schluss

Wenn es eine Sache gibt, die ich beim Schreiben fürchte, dann sind es dramatische Finale. So schnell kann man ein bis dahin gut gelungenes Buch mit einem verkorksten Schluss ruinieren, und ich kenne zu viele Beispiele von Romanen, wo genau das passiert ist – was dafür spricht, dass so etwas dem Leser im Gedächtnis bleibt. Im Nachhinein habe ich nicht nur bei meinem ersten fertiggestellten Roman Eine Flöte aus Eis den Schluss komplett in den Teich gesetzt, was ich mir bei einem Erstling ja noch verzeihen könnte, sondern auch bei späteren Geschichten den Kampf mit dem Schluss nicht unbedingt gewonnen, zum Beispiel bei der Spinnwebstadt und der Gauklerinsel. Bis heute weiß ich in beiden Fällen nicht, wie ich es besser machen könnte. Und jetzt wiederholt sich das Spiel, während ich bei der Schattenuhr in den letzten Zügen liege. Es ist mir gelungen, ein leidlich dramatisches Showdown hinzubekommen, über zwei Kapitel gestreckt, um ihm den nötigen Platz einzuräumen, aber Actionlastiges ist nicht meine starke Seite, und die Szene, in der ein Geist in Howards Wohnzimmer wütet und versucht, Percy umzubringen, findet ebenso überwiegend off-camera statt wie ein dramatisches schwarzmagisches Ritual, bei dem ich nicht zu sehr ins Detail gehen mochte.

Da ich meine Schwächen kenne, ist es sicher besser, wenn ich etwas schummele, als dass ich komplett ins Klo greife und Szenen abliefere, bei denen am Ende gar nichts mehr stimmt. Mit dem Showdown bin ich also tatsächlich ganz zufrieden, man darf nur nicht von hinten dagegenpusten, weil die Kulissen dann umkippen, das Ganze darf nur aus einem bestimmten Winkel betrachtet werden. Mehr Probleme habe ich mit der Vorstellung, dass es dann schon wieder alles gewesen sein soll und das Buch bald fertig sein – ich weiß, dass ich mehr Baustellen übrig behalte als der Berliner Flughafen. Und ich habe nicht mal mehr vor, alle offenen Fragen zu beantworten. Das ist sicher lebensnah – in der Wirklichkeit bleibt doch auch immer ein unbefriedigender Nachgeschmack – aber ausgerechnet bei einem Buch über Geister und Magie auf den Realismus zu pochen, ist vielleicht etwas vermessen. Egal. Ich schreibe jetzt noch die letzten Seiten, und dann schaue ich mal, wie gut ich das Ergebnis meinen Betalesern verkaufen kann, und meiner Agentin, was das betrifft. Hauptsache, dieser Brocken wird endlich fertig.

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