Anfang und Ende

Heute vor einem Jahr haben mein Mann und ich beim Notar gesessen und unser Traumhaus gekauft. Genaugenommen habe ich oben beim Notar gesessen, während mein Mann unten auf dem Parkplatz auf die Polizei gewartet hat, weil er es geschafft hat, ausfgerechnet an diesem Tag beim Einparken ein anderes Auto zu beschädigen – wirklich, der Tag war bemerkenswert, auch für den Notar, der Teil der Verhandlung übers Handy und durch Winken organisiert hat (zum Glück hat die Polizei meinem Mann dann erlaubt, oben weiterzuwarten, so dass wir noch einmal richtig anfangen konnten, ich hatte nämlich Angst, der Kauf könnte am Ende nicht rechtskräftig sein. Das jedenfalls war vor einem Jahr. Und am nächsten Donnerstag ziehen wir ein.

In der Zwischenzeit haben wir renoviert, was es zu renovieren gab. Alte Nachtstromöfen raus, neue Gasheizung rein. Alle Abwasserrohre erneuert und das Bad gleich dazu. Textilkabel durch moderne Elektrik ersetzt. Fußböden abgeschliffen. Alte Kacheln aufgearbeitet. Alte Tapeten runter, neue Tapeten drauf, anstreichen. Den Großteil haben Handwerker gemacht, aber ich habe sehr viel Zeit mit zuarbeiten verbracht – so dass mir dieses Jahr herzlich wenig Zeit zum Schreiben geblieben ist. Aber jetzt, wo es wirklich so weit ist, dass wir einziehen können, kann ich mir gar nicht vorstellen, dass es wirklich schon so weit sein soll.… Weiterlesen

Dachdecker stürzen ab und gehn entzwei

Unser Dachdecker heißt M. aber ich habe ihn gerade umbenannt in Murphy. Seit über sechs Wochen soll er bei uns eine lecke Stelle im Dach flicken – dringend nötig, wir haben nämlich im Schlafzimmer meines Mannes einen großen feuchten Schimmelfleck an der Wand. Den Dachdecker hatte uns unser Energieberater empfohlen, der normalerweise ein gutes Händchen hat, die richtigen Handwerker für uns zu finden.

Der erste Termin, vor ein paar Wochen: Da unser Schornsteinfeger einen Schaden am Dach fotographiert hatte (zwei fehlende Firststeine) und uns das Bild geschickt, konnte ich es scannen und an den Dachdecker mailen, damit er sehen konnte, was Sache ist. Der Termin: Freitag um 12. Ich da: Ab Freitag um 11. Wer kommt nicht um 12 und nicht um halb 1? Der Dachdecker. Angerufen. Dachdecker in Berlin, aber Mitarbeiter kommt bestimmt heute noch. Ich: Heute noch ist ganz schön viel Zeit. Ich sitze hier auf einer Baustelle und habe noch nicht mal eine Toilette. Habe mich auf 12 Uhr eingestellt. Dachdecker verspricht, Mitarbeiter aufzuspüren und vorbeizuschicken.

Dachdeckermitarbeiter kommt gegen 3. Schaut sich Dach an, da fehlen zwei Firststeine. Hat aber keine mitgebracht: Sowas haben Leute normalerweise auf dem Dachboden liegen. Bei uns liegt aber nur einer, keine zwei.… Weiterlesen

Der Fluch der Villa Gorilla

Im März sah alles noch so einfach aus. Traumhaus gefunden, auf zum Notar, Renovieren, einziehen. Großspurig habe ich verkündet, dass wir schon ab Sommer in unserem eigenen Haus wohnen würden. Nun, jetzt haben wir es Sommer, und ich sitze in einer viel zu warmen Altbauwohnung, zweiter Stock, um bis zum Umzug ist es noch lang, lang hin. Nicht, dass wir unser Haus nicht mehr haben wollen würden. Aber es wäre deutlich einfacher, wenn auf dem Haus nicht ein Flucht liegen würde. Es geschieht mir recht, man kann sagen, es ist die Rache der geheimnisvollen Häuser an der Mysteryautorin, aber trotzdem: Es wäre uns deutlich lieber gewesen, auf den ganzen Spuk zu verzichten. Aber besser, das passiert alles vor dem Umzug, als dass hinterher alles schiefgeht und wir am Ende auf einer Baustelle sitzen.

Villa Gorilla sollte nie der offizielle Name des Hauses werden. Es entstand als Witz – in unserem Haus hängt, und niemand weiß warum, in einem Zimmer im ersten Stock ein grüner Plüschgorilla am Kronleuchter. Ein Gorilla. Am Kronleuchter. Okay … Man kann darüber lachen, sich darüber wundern, aber letztlich hat es den Ausschlag gegeben, dass wir uns für dieses Haus entschieden haben. Eine herrschaftliche Villa mit Stuckdecken und Marmorboden – das klingt erst einmal viel zu nobel für mich.… Weiterlesen

Ein Traum von einem Haus

Ich liebe alte Häuser – solche, die von einer Aura des Geheimnisvollen umgeben sind und den Charme des Heruntergekommenen an sich haben, die eine Geschichte erzählen wollen oder darauf warten, dass man sie aus ihnen herauskitzelt. Sachen, die zu neu sind, passen nicht zu mir, das gilt für Schuhe und Hosen wie für Häuser. Alles muss ein bisschen abgewetzt sein, damit ich mich damit wohlfühle. Es ist kein Problem, eine Hose im Second-Hand-Laden zu bekommen, aber wenn man sich auf die Suche nach einem passenden Haus macht, ist es schon schwieriger. Aber als wir uns im vergangenen Jahr auf die Suche nach einem passenden Haus gemacht haben, hatten wir den größten Luxus, den man beim Hauskauf haben kann: Zeit. Wir wussten, was wir wollen und brauchen – ein eigenes Haus, am besten freistehend, damit ich mit meinen instabilen Nerven so wenig wie möglich von den Nachbarn hören muss, mit genug Platz, dass jeder von uns ein eigenes Arbeits- und ein Schlafzimmer haben kann, dazu noch ein Gästezimmer und ein kleines Gärtchen, nicht zu groß, nicht zu klein. Soweit die Pflicht. Und dann die Kür: Es soll etwas besonderes sein. Alt, aber nicht schäbig, geheimnisvoll, kurzum etwas, das zu einer Mysteryromanautorin passt.… Weiterlesen