Gib mich den Hattrick II

Ich will doch endlich erzählen, was ich dieses Jahr im Nanowrimo schreibe. Und im Nanowrimo schreibe. Und im Nanowrimo schreibe. Richtig! Nachdem ich im vergangenen Jahr zwei Nanowrimos parallel geschrieben habe und sowohl mit den Mohnkindern, als auch Geisterlied gewonnen habe, musste ich dieses Jahr noch eine Schippe drauflegen. Eigentlich war nur geplant, dass ich den Doppelnano vom letzten Jahr wiederhole, aber dann ergab sich eine Option, einen Thriller zu schreiben, und um einem möglichen Interessenten das Buch schmackhafter zu machen, erschien es mir wie eine gute Idee, es auch zu schreiben. So verkünde ich stolz: Im Nanowrimo schreibe ich Schattenklingen, Unterm Laub und Das Haus der Verschwundenen Kinder.

So viele neue Titel – was verbirgt sich dahinter? Ich beginne mit dem letzten: Als Anfang des Jahres mehrere Jugendbuchverlage das Puppenzimmer prüften, kam unter anderem die Rückmeldung, dass der Thrillerteil der Geschichte durchaus überzeugen könnte, aber die phantastischen Elemente zu viel wären. Natürlich wollte ich nicht hingehen und die Feen aus der Geschichte hinausschreiben, das wäre wiederum mir zuviel gewesen, aber so kam die Idee, einen viktorianischen Jugendthriller zu schreiben, mit geheimnisvollem Haus und Mysteryelementen, aber ohne explizite Fantasy und vor allem garantiert ohne Feen. Das Exposée, das ich entwarf, gefiel meiner Agentin, und auch wenn sie meinte, dass die Geschichte starker Tobak ist, gab sie mir grünes Licht fürs Schreiben.… Weiterlesen

Über die Freuden des Scheiterns

Was für ein Kampf! Was für ein Endspurt! Als jeder andere Nanit des Tintenzirkels schon in seinem Bett lag und den Nanowrimo entweder gewonnen oder verloren hatte, saß ich noch auf meinem Sofa, den Laptop auf dem Schoß, Kochshows aus der Konserve auf dem Fernseher, und habe geschrieben, geschrieben, geschrieben bis kurz vor sechs in der Frühe, um es noch zu schaffen, um auch mit Geisterlied den Sieg einzufahren. Es war ein Kampf. Nicht mehr als 3.060 Wörter fehlten mir, sicher kein unüberwindbares Hindernis, aber da ich schon ein paar Tage davor an meine Grenzen gestoßen war, sollte sich jedes Wort als Krieg herausstellen. Mein Timing hätte schlechter nicht sein können: Nicht nur war es der 30. November und die letzte Chance, dreitausend Wörter für den Nanowrimo zu schreiben, nein, es ging auch noch um nicht mehr und nicht weniger als den dramatischen Höhepunkt des Buches, eine Szene, die ich schon seit drei Jahren vor Augen hatte und die sich als entsprechend schwer zu schreiben herausstellte.

Um Haaresbreite habe ich es dann geschafft, bevor ich in mein Bett kollabiert bin, lange nachdem Kamen und Elena ihre Plaketten eingefahren hatten. Nur weil ich von Anfang an in einer anderen Zeitzone geschrieben habe – dem Biorhythmus angepasst auf die Zeit von Quito, Peru – konnte ich um diese Uhrzeit noch arbeiten, und auf den allerletzten Drücker fertig zu werden, war erfrischend anstrengend.… Weiterlesen

Die Luft ist raus

Über drei Wochen habe ich durchgehalten, mit Leichtigkeit das erste Buch über die Fünfzigtausendermarke geschoben, aber dann, so kurz vor dem Schluss, habe ich doch schlappgemacht. Ich bin erschöpft, schlaflos, alle im Kopf – kurz, platt. Vor allem ärgere ich mich über mich selbst. Vor drei Jahren musste ich erkennen, dass ich aus gesundheitlichen Gründen nur noch in Teilzeit arbeiten kann, aber ich hatte immer gedacht, dass für so eine Sache wie das Schreiben, das ich mehr liebe als alles andere, das nicht gelten würde. Ich will doch hauptberuflich schreiben, ich will davon leben können, ich will meine Tage damit verbringen – aber die Wahrheit ist, eine Schlagzahl von viertausend Wörtern am Tag halte ich auf die Dauer nicht durch. Ich brauche dafür am Tag ungefähr sechs Stunden, auch an Wochenenden, damit komme ich auf eine Wochenarbeitszeit von 42 Stunden – das ist Vollzeit, und Vollzeit packe ich nicht.

Was jetzt? Aufgeben? So kurz vor dem Ziel? Das kommt nicht in Frage. Es wäre ein großartiges Scheitern, nur noch ein paartausend Wörter zu brauchen, noch vier Tage Zeit zu haben und einfach alles hinzuschmeißen. Aber ich muss kürzer treten. Jeden Tag sechs Stunden schreiben plus eine Stunde Statistik für das Team Tintenzirkel, das packe ich nicht.… Weiterlesen

Möööp? Möööp!

Nach neun Tagen Doppel-Nano kann ich ein erstes positives Feedback geben: Ja, es funktioniert. Man – oder zumindest ich – kann jeden Tag an zwei Büchern jeweils rund 2.000 Wörter schreiben, und das ohne größere Einbußen der Lebensqualität. Ich bin seit September arbeitslos und habe dementsprechend viel Zeit – war es mit einer Halbtagsstelle zu vereinbaren, einen erfolgreichen Nanowrimo zu schreiben, sind ohne Arbeit zwei Nanowrimos kein Problem. Ich habe einen Großteil der Arbeit in die Nacht verlegt, so dass von meinen Tagen relativ wenig für den Nano draufgeht, vom Plotten und Denken mal abgesehen, und ich viel Zeit mit Fernsehen und Computerspielen verbringen kann. Sogar der Haushalt sieht mich ab und an, und vorgstern habe ich sogar gekocht: Also, ein Erfolg auf der ganzen Linie.

Die Entscheidung, vier Tage vor dem Nanowrimo meinen Roman zu kicken und ein neues Thema aus dem Boden zu stampfen hat sich bewährt. Meine Kinder des Mohns machen großen Spaß, wenn ich ehrlich bin, deutlich mehr als Geisterlied. So hat sich nahezu unbemerkt ein Vorsprung von zweitausend Wörtern eingeschlichen, einfach weil ich an meinen Mohnkindern immer einen Tacken mehr schreibe als an dem anderen Buch. Trotzdem habe ich gerade einen fiesen Durchhänger, der zwar nicht meinen Schreibfluss zum Erliegen bringt, aber an meiner Motivation knabbert, und das ist folgende Erkenntnis: Geisterlied handelt von einem Mädchen, das erkennen muss, dass seine Vertraute und beste Freundin ein Geist ist – während Kinder des Mohns davon handelt, das ein Mädchen erkennen muss, dass seine Vertraute und Zwillingsschwester ein Geist ist.… Weiterlesen

Kinder des Mohns

Meinen zweiten Roman für dieses Jahr habe ich mir nicht ausgedacht, er ist passiert, vor ein paar Tagen, als mir aufging, dass ich das eigentlich geplante Die Kinder des Hauses Otrempa nicht würde schreiben können. Wilde Ideen fügten sich zusammen: Geisterphotographie, eine Spieluhr, Eisenbahnunglücke, ein geheimnisvolles Haus, und Percy. Vor allem Percy. Die Zwillinge kamen erst später, aber erst einmal saß ich da mit einem Scherzbold im Trenchcoat, der mir nicht viel von sich verraten wollte. Rückblickend ist es erstaunlich, dass ich nur zwei Tage später einen erstaunlich komplexen Plot hatte. Aber zum einen habe ich das schon letztes Jahr mit Geigenzauber so gemacht, und zum anderen war ich zwei Tage bei den wunderbaren Lavendelgrauen in Bielegfeld und hatte eine schöne lange Zugfahrt zum plotten (aber zum Glück ohne Unglück). Hier ist nun, mit Tusch und Trommelwirbel, der brandneue Plot für die Kinder des Mohns:

London, 1921. Der Erste Weltkrieg hat den Zwillingen Ivy und Laurel Shacklock schon Vater und Bruder genommen und sie mit ihrer Mutter mittellos zurückgelassen, da diese als Ausländerin – der Vater hat gegen den Widerspruch seiner Familie eine Französin geheiratet – keine Hinterbliebenenrente für ihn bekommen konnte. Sie sind gewöhnt, schlimme Gerüchte zu hören, dass der Vater in Wirklichkeit desertieren wollte und in Schande gestorben ist, aber den wahren Grund kennen sie nicht: Ihre Mutter ist keine Französin, sondern Deutsche, aber dieses Geheimnis nimmt sie mit ins Grab, als sie im Januar an der Grippe stirbt.… Weiterlesen

Geisterlied

Mein erster Roman für dieses Jahr ist eine Altlast. Schon im Nanowrimo 2008 wollte ich Geisterlied schreiben, aber schon nach weniger als einer Woche habe ich das Handtuch geworfen – die Belastung einer Vollzeitstelle war für mich zuviel, um nebenbei auch noch einen Roman zu schreiben, und, wie sich später herausstellen sollte, auch zuviel für alles andere. Dass ich den Nanowrimo in jedem Jahr geschmissen habe, bereue ich heute mehr als das allermeiste andere in meinem Leben, und dieses Jahr tue ich also nun Buße dafür. Nachdem ich drei Jahre lang immer wieder vorhatte, das Buch eben irgendwann anders zu schreiben und doch nie wirklich etwas draus geworden ist, mache ich es eben in diesem Nano als eines von zwei Projekten. Und auf die Geschichte bin ich immer noch stolz:

In erster Instanz entstammt die Idee einem Traum. Wer das Lied eines Geistes singt, öffnet ihm damit Tür, Tor und Körper und muss damit rechnen, dass der Geist völlig Besitz von ihm ergreift. Und die Geister singen unentwegt, sanft bohrende ohrwurmartige Melodien, die man einfach mitsingen muss. Während Geister für normale Menschen unsichtbar und – was für ein Glück! – unhörbar sind, werden sie, sobald sie von einem Körper Besitz ergriffen haben, zur Gefahr für alle, und ganze Dörfer sind so schon an die Geisterwelt gefallen.… Weiterlesen

Und alles wegen Percy!

Ich habe es schon wieder getan. Allmählich kann man den Kalender danach ausrichten: Egal, was ich auch für den Nanowrimo geplant habe, egal wie viel oder wenig Plot da sein mag, zehn Tage vor dem ersten November schmeiße ich meine Pläne über den Haufen, sauge mir ein neues Konzept aus den Fingern, plotte es innerhalb einer Woche, und gewinne damit den Nanowrimo. So ist letztes Jahr Geigenzauber entstanden, so habe ich vor zwei Jahren meinen Vampirkimi in die Tonne getreten und statt dessen mit der Gauklerinsel Erfolge gefeiert, so habe ich 2007 Lichtland geschrieben – und jetzt wieder. Vor drei Tagen habe ich noch Witze darüber gemacht, heute stehe ich mit einem neuen Buch da – immerhin, nur mit einem. Von zwei Nanowrimo-Büchern, die ich mir für dieses Jahr vorgenommen habe, halte ich also an einem fest und schreibe in jedem Fall Geisterlied. Aber nachdem ich erst überlegt habe, Die Kinder des Hauses Otrempa und die neue Geschichte parallel zu schreiben und dann zu sehen, was mir mehr liegt, habe ich jetzt den Otrempas den Laufpass gegeben, und darüber bin ich froh.

Die Wahrheit ist, ich werde einfach nicht warm mit der Geschichte. Die Kinder haben zwar jetzt alle Namen, ich habe ein paar wirklich interessante Ideen und eine coole Welt, aber es berührt mich einfach nicht.… Weiterlesen