Der Romanfriedhof: »Alibi für einen Geist«

Wie ich schon in meinem letzten Beitrag zum Thema Genres schrieb und auch schon das eine oder andere Mal davor, wollte ich immer eine Krimiautorin werden. In keinem Genre, noch nicht mal in der Fantasy, habe ich soviel gelesen, bin mit allen Mustern und Techniken vertraut und mit den Klassikern aufgewachsen. Ich kenne S.S. van Dines Regel des fünften Kapitels, habe erweiterte Kenntnisse in Sachen Toxikologie und Gerichtsmedizin, kenne die meisten Serienmörder der letzten zweihundert Jahre mit Vor- und Nachname und selbstverständlich ihren Lieblingsmordmethoden. Man kann sagen, ich bin ein rechter Nerd, wo es um Tote geht, und gepaart mit meinem schriftstellerischem Talent liegt eigentlich nichts näher, als das Ganze zu kombinieren und mir mein Brot als Krimiautorin zu verdienen. Theoretisch. Denn zwischen mir und diesem Ziel steht ein Hindernis, oder besser gesagt, liegt eine Leiche: das Romanfragment Alibi für einen Geist.

Das Buch war nicht mein erster Versuch, einen Krimi zu schreiben, und auch nicht mein letzter, aber derjenige, der in Sachen Seitenzahl am weitesten fortgeschritten ist – lange Zeit war es mein längster zusammenhängender Text überhaupt. Mehr als zweihundertsiebzig handschriftliche Seiten sind schon ein Brocken, und auch heute, wo ich auf eine ganze Reihe abgeschlossener Romane zurückblicken kann, hat ein Buch, das diese Länge erreicht, den Point of no Return eigentlich überschritten, und wenn es dann doch liegenbleibt, ist das sehr traurig.… Weiterlesen

Der Romanfriedhof: »Das Erbe brach in Brüllen aus«

Da habe ich gerade, wieder mal, einen neuen Roman angefangen und bin jetzt schon erfolgreich bald mit dem zweiten Kapitel von Die Schattenuhr aka Percys Rückkehr – ja, ich habe den Arbeitstitel geändert zu dem, den ich schon die ganze Zeit haben wollte und erst nicht genommen habe, weil es schon ein Buch dieses Titels auf dem Markt gibt, aber hey, es ist ein Arbeitstitel, und bis das Buch mal den Markt sieht, grht noch viel Wasser den Rhein runter. In den letzten zwei Jahren hat sich meine Quote angefangener zu beendeter Bücher erfolgreich verbessert, aber ich schreibe jetzt bald seit dreißig Jahren und blicke auf einen großen Friedhof begrabenere Werke zurück, manche davon hunderte von Seiten lang, andere nur wenige hundert Wörter. Ich stehe zu meiner Vergangenheit und denke, es ist vielleicht ganz interessant, in diesem Blog auch mal diejenigen Bücher zu beleuchten, die es nicht geschafft haben und warum. In willkürlicher Reihenfolge picke ich mir nun also die Leichen heraus und präsentiere sie zumindest für ein einziges Mal der Außenwelt. Den Anfang macht das Buch mit dem zweitungewöhnlichsten Titel meiner Karriere (nur übertroffen vom ebenfalls begrabenen Sie sind schon tot, sagt Phoebe, auf das ich ein andermal zu sprechen kommen werde): Das Erbe brach in Brüllen aus.… Weiterlesen