Meine Puppen

Ich bin schon lange fasziniert von Puppen, wobei ich als Tochter einer Puppenmacherin lange ein sehr unmystisches Verhältnis zu ihnen hatte: Wenn man genau weiß, wie etwas von innen aussieht und die einzelnen Arbeitsschritte bei der Herstellung kennt, fällt es schwer, Puppen als lebendige Wesen zu betrachten. Aber trotzdem bleiben sie für mich faszinierend, und gerade ihre Künstlichkeit hat etwas sehr Gruseliges an sich – und für Grusel war ich schon als kleines Mädchen immer zu haben.

Meine Puppen

Während der Arbeit am »Puppenzimmer« kam mir die Idee, endlich mit der Puppensammlung, die ich eigentlich schon immer haben wollte, anzufangen. Aber die alten Porzellan- und Massepuppen, die ich am liebsten haben wollte, hatten zwei Nachteile: Zum einen gehen sie arg ins Geld, und zum anderen nehmen sie eine Menge Platz weg – schlecht, wenn schon die ganze Wohnung so mit Büchern vollgestopft ist, dass kaum noch freie Regale da sind. Ein Kompromiss, der sich als Glücksfall herausstellte, war, die Sammlung auf die Köpfe zu beschränken, die schon für wenig Geld zu haben sind und wenig Platz wegnehmen. Dass ich sie in einem zum Setzkasten umfunktionierten alten CD-Regal ausgerechnet über meinem Bett platziert habe, sorgt zwar immer wieder für Erstaunen – aber ich fürchte mich nicht vor ihnen, und da ich gerne im Bett schreibe, habe ich meine Inspiration jetzt immer direkt vor Augen.

Meine Puppensammlung

Auf der Suche nach immer mehr Puppenköpfen stieß ich auf eine italienische Puppenmacherin, die unter dem Label »Horror Party« gruselige Porzellanpuppen anfertigt, jede von ihnen ein Unikat und genau das, was ich brauchte, um meiner Sammlung den letzten Pfiff zu verleihen. Bezaubernd schön und herrlich schaurig – es wurde dann doch eine größere Bestellung … Zu meinem großen Glück fertigt sie auch Auftragsarbeiten an – und so habe ich jetzt nicht nur das Buch zur Puppe, sondern auch die Puppen zum Buch. Wer selbst neugierig geworden ist: Facebook-Seite von Horror Party.

Da Blanche schon von ihrem ganzen Auftreten an eine Puppe erinnert mit ihrem süßen Gesicht und den üppigen Korkenzieherlocken, hat sie förmlich danach geschrien, in Porzellan verewigt zu werden, und ist sie nicht prachtvoll geworden?

Puppe Blanche

Diese Puppe war keine Auftragsarbeit, aber ich sie erinnert mich sehr an Violet, nicht nur wegen des Hutes und Kleides, sondern vor allem wegen des kühlen Lächelns und der Tatsache, dass man ihr nicht in die Augen schauen mag.

Puppe Violet

Die nächsten beiden Puppen haben nichts mit dem »Puppenzimmer« zu tun, sondern gehören zu einer anderen, noch unveröffentlichten Geschichte: Aber ich konnte nicht widerstehen, als ich auf einem Foto der erhältlichen Puppen meine unzertrennlichen Zwillinge Laurel und Ivy wiedererkannte, so treffend wiedergegeben mit ihren dunklen Haaren und rotem Kleid, als hätte Horror Party das Buch selbst gelesen.

Puppe Laurel und Ivy

Die kleine Vivian, zu guter Letzt, ebenfalls aus dem Roman »Die Mohnkinder«, ist wiederum eine Auftragsarbeit. Als ein Kind aus der Zeit zwischen den Weltkriegen ist sie deutlich schlichter ausgestattet als Blanche oder Violet, das Entscheidende bei ihr ist aber ihr zugenähter Mund: Vivian spricht nicht – aber manchmal spricht jemand durch sie … Ich will an dieser Stelle nicht zu viel zu der Geschichte verraten, aber ich hoffe, dass ich noch die Gelegenheit dazu bekommen werde.

Puppe Vivian

Alle Puppen und alle Bilder bis auf das zweite: © Horror Party. Wiedergegben mit freundlicher Genehmigung.