Ein wildes Jahr, ein wirres Jahr

2013 war das erste Jahr seit Gründung dieses Blogs, in dem ich überhaupt keine neuen Artikel verfasst habe. Dann muss jetzt wenigstens noch Zeit sein für einen kleinen Rückblick – oder Nachruf, wie immer man es sehen mag – denn tatsächlich war 2013 für meine schriftstellerische Karriere das bisher bedeutungsvollste Jahr überhaupt. Aber es hatte neben erfreulichen Höhen auch große Tiefen, die ich hier nicht aussparen möchte. Das Positive ist schnell erzählt: Ich bin eine veröffentlichte Autorin. Den Vertrag für das Puppenzimmer, das im Juli bei dotbooks erschienen ist, habe ich bereits letzten November unterzeichnet, und angebahnt hatte es sich schon früher, aber ich musste natürlich stillschweigen, bis alles in trockenen Tüchern war – ich hätte zu gerne über die große Nachrricht gebloggt, als die Zusage aus München kam, aber ich durfte nicht. Und dann musste ich mich fragen: Wie viel darf ich jetzt überhaupt noch bloggen? Ich bin eine veröffentlichte, richtige Autorin. Ich stehe im Rampenlicht. Ich bin eine Person des Öffentlichen Lebens. Alles, was ich von mir gebe, kann von der Bildzeitung gegen mich verwendet werden – und von Verlegern und Lektoren. Schreibe ich jetzt zu viel über den Inhalt meiner in Arbeit befindlichen Werke, ist später die Spannung raus.… Weiterlesen

Tag Sieben: Nicht ohne meine Mucke

Mein Blog schleppt sich gerade etwas langsam vor sich hin, nicht, weil ich gerade so wenig schreibe, sondern weil ich es so viel tue, dass zum Bloggen gerade nicht viel Zeit bleibt. Trotzdem, es ist einmal wieder soweit, dass ich mir die nächste Frage von unserem allseits beliebten Dreißig-Tage-Fragebogen vornehme, und wir sind schon angekommen bei
7. Hörst du Musik beim Schreiben? Was für welche? Hast du Lieder, die genau zu deinen Figuren passen?

Meine Mutter dürfte das jetzt nicht sehen, zum Glück liest sie meine Blogs nicht, aber sie war schon immer dagegen, dass ich beim Arbeiten Musik höre. Gut, das stammt aus dem Jahr 1981 und bezieht sich auf meine Hausaufgaben, aber das Argument dahinter ist der gleiche: Wer geistige Arbeit leistet, muss sich dabei konzentrieren und soll sich nicht ablenken lassen, erst recht nicht durch Musik (dass ich manchmal beim Schreiben fernsehe, soll sie noch weniger erfahren, aber danach wird hier ja nicht gefragt). Tatsache ist, wenn ich keine Hintergrundbegleitung habe, kann ich nicht gut schreiben. Für mich ist Musik – die richtige Musik, versteht sich – das weiße Rauschen, dass ich brauche, um nicht ständig abgelenkt zu werden, mir andere Gedanken zu machen oder sonstwie abzuwandern und Dinge zu tun, die gerade nicht anliegen.… Weiterlesen

KorrekTortourLesen

Überarbeiten ist etwas, das ich gerne langsam angehe und dann gründlich mache. Meinen Erstling Eine Flöte aus Eis habe ich zweieinhalb Jahre lang überarbeitet, ehe ich es dem ersten Verlag angeboten habe, und die deutlich dickere Spinnwebstadt habe ich in fast fünf Jahren dreimal von vorn bis hinten korrigiert, gut fünfzehn Prozent gestrichen und ein ganzes Kapitel neu geschrieben, und am Ende das Buch nur deswegen eingereicht, weil es für den Heyne-Wettbewerb war und ich es endlich mal aus den Füßen haben wollte. Aber das ist das Tempo, in dem ich sowas gern mache, gemächlich und gründlich. Und auch für Geigenzauber wollte ich alles richtig machen. Ich hatte einige tolle Betaleserinnen um mich geschart, denen die Idee gefiel und die mir mit ihren Tips helfen sollten, drei Überarbeitungsgänge in einem zu machen, denn daß ich diesmal keine drei Jahre warten wollte, das stand fest. Nein, das Ziel ist Leipzig 2011.

Aber dann fingen die Probleme an. So kurz nach der Fertigstellung war die Geschichte noch nicht gesackt genug, als daß ich mit der nötigen Distanz drangehen konnte, also ließ ich es erstmal noch einen Monat liegen, sammelte die Rückmeldungen der Betaleserinnen ein und versuchte dann, voll durchzustarten. Aber was eine geniale Hilfestellung sein sollte, hat mich letztlich kalt erwischt.… Weiterlesen

Zuviel, zuviel, zuviel

Wenn es nach mir ginge, könnte jeder Tag nochmal sechs Stunden mehr haben, und die würde ich zum Schlafen verwenden. Ich geb es ja nur ungern zu, aber ich habe mich übernommen, und das merke ich gerade aufs Schmerzlichste. Damit meine ich nicht meine Versuche, die Fitness zu steigern – auch wenn ich am Sonntag bei meinem ersten Kurs schon während der ersten Viertelstunde Aerobic kollabiert bin und mit puterrotem Kopf auf dem Rücken endete, pumpend wie ein Maikäfer – auch wenn das natürlich bei meinem Problem mitmischt, denn auch das Workout kostet Zeit. Vor allem aber habe ich mit den Resultaten einer schriftstellerischen Fehlentscheidung zu kämpfen, und daß es noch früh im Jahr ist, macht das nicht besser.

Fakt ist, ich hätte niemals ein Jahresziel von 500.000 Wörtern wählen dürfen. Ich hätte auf die warnenden Stimmen hören sollen und auf diejenigen meiner Mitstreiter vom letzten Jahr, die im Vergleich zu 2010 ihr Ziel reduziert haben, weil das, was sie in dem Jahr geschrieben haben, ja auch noch überarbeitet werden muß. Aber nein, die kleine Maja war ja der Ansicht, daß sie eine Herausforderung braucht, und das Überarbeiten läßt sich doch bequem nachmittags beim Fernsehen erledigen… Das habe ich nun davon.… Weiterlesen

Geigerzähler, ausgezählt

Es hat dann doch noch bis knapp nach Weihnachten gedauert, was ursprünglich in der ersten Dezemberhälfte passieren sollte: Geigenzauber ist fertig, fertig, fertig. Mein Feengeiger hat ausgegeigt, mein Geigerzähler ausgezählt, und ich habe noch drei Tage und ein paar zerquetschte, um mich endlich wieder meinen Gauklern und ihrer Insel zuzuwenden. Das mit dem Hattrick, das wird wohl nichts mehr, aber ehrlich, soll ich mich deswegen ärgern? Ich habe ein tolles Buch geschrieben, 355 Normseiten in weniger als zwei Monaten, das ist ein neuer Geschwindigkeitsrekor – Der Schattenstein war zwar als Nano-Roman von 2006 schon am 14. Dezember fertig, aber der hat nur 271 Seiten, das zählt also nicht, das waren damals nur 6,15 Seiten/Tag, jetzt habe ich einen Schnitt von 6,34 Seiten geschafft.

Und was kommt jetzt? Ein seltsames Gefühl. Ich bin hin und hergerissen zwischen Glücksgefühl und Kopfschmerzen, die Weihnachtstage waren stressig und schön gleichzeitig, vieles ist passiert, ich hätte gern mehr Zeit gehabt, um mich auf die Feiertage vorzubereiten, und ein paar mehr Tage, um die Verwandtenbesuche zu entzerren. Auch hätte ich meiner Mutter gern schon heute Nachmittag gesagt, daß das Buch fertig ist, statt ihr vorzurechnen, daß mir nur noch ein paar Wörter oder Seiten fehlen. Ich werde das Angebot von Createspace für Nanowrimosieger annehmen und mir ein Handexemplar zuschicken lassen, auch wenn ich dafür noch ein Titelbild basteln muß – den Triumph, meine Blitzgeburt in der Hand zu halten, werde ich mir nicht nehmen lassen.… Weiterlesen

Weil nichts endet

Ich habe eine schlaflose Nacht hinter mir, und das ist nicht gut, weil sich eigentlich mein Biorhythmus wieder normalisieren soll – aber statt dessen habe ich wachgelegen bis um fünf in der Frühe und mir einen Kopf gemacht. Vor allem ging es, wieder mal, um das Ende von Geigenzauber. Neulich habe ich ja schon geschrieben, , daß ich kein Happyend möchte, bei dem Mia in den Armen irgendeines netten Kerls landet. Aber so wie es im Moment aussieht, ist daß gar nicht mehr die Frage. Es geht nicht darum, was ich will, und auch nicht darum, was die Leser wollen, sondern darum, was Mia will. Und Mia will nicht Brandon oder István, Mia will auch nicht glücklich ohne Kerl sein – Mia will Branwell.

Es sollte immer darauf hinauslaufen, daß Branwell Mia so weit bringt, daß sie ihm ein Portal baut und ins Feenreich begleitet, sie aber im letzten Moment erkennt, daß er sie nur benutzt und sie lieber ein Mensch bleibt – aber so kann es gar nicht mehr enden. Längst hat Branwell eingestanden, daß Mia für ihn nur ein Portal auf zwei Beinen war, er hat sie von seinem Zauber entbunden, Mia ist wieder zu Hause und hat ein Zeitfenster von drei Tagen, innerhalb derer sie alles, was mit Branwell undf den Feen zusammenhängt, vergessen sollen, doch nach Ablauf dieser Zeit merkt sie, daß sie sich nicht nur noch an ihn erinnert, sondern auch, daß sie ihn immer geliebt hat – und erkennt so, daß sie niemals verzaubert war, sondern ihre Gefühle immer wahrhaftig waren: Sie ist kein Opfer, sondern ein Mensch, der seine eigenen Entscheidungen trifft, und aus dieser Erkenntnis schöpft sie neues Selbstbewußtsein.… Weiterlesen

Rosa Rosa Romantasy

Wir schreiben das Jahr 2010, noch. Ein kleines Mädchen wird gemobbt, weil sie stolz ihre Star-Wars-Trinkflasche zur Schule mitgebracht hat. Ein Junge wird gehänselt, weil er Mein Kleines Pony liebt. Die vierjährige Tochter einer Schauspielerin trägt Hosen und kurze Haare, und die Medien mutmaßen, ob ihre Mutter aus Eifersucht die Schönheit des Kindes unterdrückt oder ob das Mädchen vielleicht transsexuell ist. Familienministerin Schröder läßt sich darüber aus, daß Feminismus heute nicht mehr nötig, ja sogar schädlich ist. Und was hat das mit mir zu tun? Eine Menge, nicht nur, weil ich kurze Haare getragen habe und viele Jahre lang als Berufswunsch ‚Seeräuber‘ angegeben habe. Im Moment beschäftigt mich dieses Thema schon allein wegen Geigenzauber.

Worum geht es? Um den Schluß, natürlich, denn zum Glück kann ich sagen, daß viel mehr als der Schluß auch nicht mehr zu plotten ist. Aber ich trage mich schwer mit der Form des Happyends, zu dem ich ob eines ungeschriebenen Gesetzes verpflichtet scheine: Ein Happyend, das Mia in den Armen eines süßen Jungen platziert. Nein, sie wird Branwell nicht bekommen. Branwell hat sie nur ausgenutzt, für Branwell war sie nur ein Werkzeug, um in seine verbotene Heimat zurückzukehren. Er sieht schnuckelig aus, aber ganz ehrlich, so einen will man nicht, wirklich.… Weiterlesen