Ein freier Platz

Heute ging mir dreierlei auf: Erstens, ich habe den T12 so gut wie gewonnen, und nur eine gute Stunde Arbeit trennt mich noch von meinem Ziel. Zweitens, mein Jahresziel für 2011 ist mehr als zwanzig Prozent höher, und das heißt auch, ich muß im Monat mehr leisten als jetzt. Natürlich, ich bin eingeschränkt in meiner kreativen Leistungsfähigkeit, weil ich noch unter den Nachwehen einer Psychose leide und erst langsam meine volle Kraft wieder entfalte. Und drittens, ich habe einen Platz frei. Damit meine ich, ich darf noch einen neuen Roman zu schreiben anfangen. Denn nicht nur habe ich meinen Nanowrimoroman fertiggestellt – was bedeutet, ich darf auch 2011 wieder am Nano teilnehmen und dafür ein neues Buch beginnen – sondern ich habe auch, schon im Oktober war das, Falkenwinter zuendegeschrieben. Und diesen Platz darf nun ab Januar ein neues Buch belegen.

Ich meine, ihr habt ja meine Liste der Werke in Arbeit gesehen – das reicht doch nie und nimmer für das kommende Jahr! Vor allem wenn auch noch die Gauklerinsel fertig wird… Also bin ich voller Vor- und Schaffensfreude. Ein neues Buch macht immer Spaß. Nur, was soll ich schreiben? Ich habe da drei Ideen im Hinter- bis Vorderkopf. Erster Kandidat: Das Haus der Puppen.… Weiterlesen

Was der Schmetterling kann, kann die Schnecke schon lange

Machen wir uns nichts vor: Ich bin zu dick. Nicht nur so ein bißchen, daß man sagt, na, ein bißchen moppelig ist die ja schon, sondern ein bißchen mehr. Nicht unglaublich dick, aber eben doch so, daß es mich stört. Ich passe nicht mehr in meine Lieblingshosen und auch nicht mehr gut in meine nicht-ganz-so-lieblings-Hosen, und was noch schlimmer ist, ich passe nicht in das Kleid, in dem ich heiraten Will. Also, ich könnte mich sicher hineinzwängen, irgendwie, aber das Kleid gehört nicht mir, es gehört meiner Mutter. Sie hat es selbst getragen auf ihrer Hochzeitsfeier 1974, und meine Mutter ist eine zarte Elfe – vor allem aber wird sie mir das Kleid nicht geben, wenn sie findet, es sitzt an mir wie eine Wurstpelle. Nun will ich nicht gleich sofort heiraten, aber irgendwann in der kommenden Zeit, folglich müssen die Pfunde purzeln und die Kilos gleich mit.

Außerdem will ich ja ein Buch verkaufen im kommenden Jahr, und dann fragen die Verlage nach einem Autorenfoto, und was soll ich dann sagen? »Ihr kriegt keins, ich mag mein Doppelkinn nicht gedruckt sehen«? Meine Agentur überarbeitet gerade ihre Webseite, und dann wird da auch ein schönes Foto von mir dabei sein – von 2004.… Weiterlesen

Geigerzähler, ausgezählt

Es hat dann doch noch bis knapp nach Weihnachten gedauert, was ursprünglich in der ersten Dezemberhälfte passieren sollte: Geigenzauber ist fertig, fertig, fertig. Mein Feengeiger hat ausgegeigt, mein Geigerzähler ausgezählt, und ich habe noch drei Tage und ein paar zerquetschte, um mich endlich wieder meinen Gauklern und ihrer Insel zuzuwenden. Das mit dem Hattrick, das wird wohl nichts mehr, aber ehrlich, soll ich mich deswegen ärgern? Ich habe ein tolles Buch geschrieben, 355 Normseiten in weniger als zwei Monaten, das ist ein neuer Geschwindigkeitsrekor – Der Schattenstein war zwar als Nano-Roman von 2006 schon am 14. Dezember fertig, aber der hat nur 271 Seiten, das zählt also nicht, das waren damals nur 6,15 Seiten/Tag, jetzt habe ich einen Schnitt von 6,34 Seiten geschafft.

Und was kommt jetzt? Ein seltsames Gefühl. Ich bin hin und hergerissen zwischen Glücksgefühl und Kopfschmerzen, die Weihnachtstage waren stressig und schön gleichzeitig, vieles ist passiert, ich hätte gern mehr Zeit gehabt, um mich auf die Feiertage vorzubereiten, und ein paar mehr Tage, um die Verwandtenbesuche zu entzerren. Auch hätte ich meiner Mutter gern schon heute Nachmittag gesagt, daß das Buch fertig ist, statt ihr vorzurechnen, daß mir nur noch ein paar Wörter oder Seiten fehlen. Ich werde das Angebot von Createspace für Nanowrimosieger annehmen und mir ein Handexemplar zuschicken lassen, auch wenn ich dafür noch ein Titelbild basteln muß – den Triumph, meine Blitzgeburt in der Hand zu halten, werde ich mir nicht nehmen lassen.… Weiterlesen

Wat kütt? Dat kütt!

Akut leide ich unter Buchschlußpanik. So nenne ich es, wenn ich mit einem Projekt in den letzten Zügen liege und absehbar ist, daß ich mich von einer liebgewordenen Story und noch lieber gewordenen Figuren verabschieden muß. Aber hier trifft das Ganze auch noch mit dem Jahresende zusammen, die Guten VorsätzeTM stehen ins Haus, und im 2011 gedenke ich nicht weniger als 500.000 Wörter zu schreiben – also, was tue ich, wenn Geigenzauber fertig ist? Antwort: Das, was ich jeden Tag tue: Die Weltherrschaft erobern! Nein, Spaß beiseite: Hier ist ein Überblick über meine Werke in Arbeit und die Kopfkinder, an denen ich im kommenden Jahr zu arbeiten gedenke.

Die Gauklerinsel
Eigentlich träume ich davon, dieses Buch noch 2010 fertigzuschreiben, aber ehrlich gesagt sieht es mehr danach aus, als ob ich den Schluß mit ins neue Jahr nehme: In dieser klaustrophoben Mantel-und-Degen-Fantasy mit sozialdarwinistischem Touch treffen der einäugige Bandit Roashan, sein ausgesprochen toter Kumpel Shaun und die verrückte Halbmeerfrau Maris erst auf Verschwörer, dann auf die Zitadelle und endlich auf die Edlen, welche die Geschicke aller Menschen auf der Insel bestimmen. Bitterer Humor trifft auf bitteren Ernst, Terry Pratchett auf Dashiell Hammett, liebevoll verpackt in Form und Rahmen einer griechischen Tragödie. Gegenwärtig vielleicht das Beste, was ich jemals geschrieben habe, aber in jedem Fall das, was durch die Bank die besten Leserreaktionen hervorgerufen hat.… Weiterlesen

Da waren’s nur noch neun

Im Dezember 2009 entschied ich mich, dem Wahnsinn anheimzufallen. Nicht wie jetzt in Form einer Psychose, aber indem ich allen guten Menschenverstand über Bord warf und behauptete, ich könnte in nur einem Jahr vierhunderttausend Wörter schreiben. Zum Vergleich: Mein Rekord an Wörtern pro Jahr lag bis dahin irgendwo im Hunderttausenderbereich, gut, aber nicht überragend. Aber ich hatte gerade einen sehr erfolgreichen Nanowrimo geschrieben, dreiundsechzigtausend Wörter, und ich wollte da weitermachen, wo ich aufgehört hatte. Also schrieb ich mich bei WriYe ein, und um mir auch in meiner privaten Umgebung das nötige Feuer unterm Hintern zu machen, führte ich im Tintenzirkel den T12 ein.

Aber glaubte ich wirklich auch nur eine Sekunde lang, ich könne das schaffen? Wo ich zwar drei Nanos gewonnen hatte, aber noch in keinem Tinowrimo mein Ziel erreicht? Zugegeben, ich habe nicht dran geglaubt. Versuchen wollte ich es trotzdem. Und da ich insgeheim nicht davon ausging, mein Ziel überhaupt erreichen zu können, war es auch eine so große Sache, es um nochmal zehntausend Wörter zu erhöhen, um ein vermeintlich verstorbenes Forenmitglied zu ehren. Das Mitglied lebte am Ende doch, was für ein Glück, aber das erhöhte Ziel blieb, und mein Ehrgeiz war gepackt: Ich konnte nicht zwei Dutzend anderen Autoren einreden, daß sie es schaffen können, wenn ich das von mir selbst nicht glaubte.… Weiterlesen

Fräulein Borderline macht Weihnachtseinkäufe

Eigentlich dachte ich, es geht mir schon viel besser. Eigentlich dachte ich, die Tabletten, die mir mein neuer Nervenarzt verpaßt hat, schlagen gut an und ich bin auf dem Weg der Besserung. Doch das war, bevor ich heute in der Stadt war. Nicht für lang, ich wollte keinen langen Weihnachtsbummel machen oder so, aber ich wollte meinen WLAN-Stick abholen, um mit dem Laptop wieder online zu kommen, ich mußte zum Orthopädieschuhmacher für meine Einlagen, und zur Bibliothek, die Krankmeldung abgeben, und das klügste wäre gewesen, dann auf dem schnellsten Weg nach Hause zu gehen. Aber es ist drei Tage vor Weihnachten, der Tee ist alle und ich hatte mich krankheitsbedingt noch kein Stück um Geschenke für meinen Freund gekümmert, also dachte ich mir, einmal Teeladen, Buchhandlung und Saturn, das muß doch noch drin sein, wo ich schon mal wach bin und in der Stadt.

Nehmt nun meinen Rat an: Wenn eure Diagnose Verdacht auf F25.1 lautet, »Schizoaffektive Störung, gegenwärtig depressiv«, meidet Fußgängerzonen. Meidet Teeläden, Weihnachtsmärkte, Buchhandlungen und Medienmärkte. Meidet alles, wo Menschen sind, oder es ergeht euch wie mir. Alle Heilerfolge der letzten Tage wurden heute weggedrängelt, weggelärmt, weggenervt. Und meine Erfolgsquote liegt bei nur 30 Prozent – den Tee habe ich bekommen, aber alles danach hätte ich mir schenken können, ich habe nichts von dem bekommen, was ich gesucht habne, und am Ende in einer Kurzschlußreaktion, um überhaupt Geschenke zu haben, Dinge gekauft, die mein Freund vielleicht längst hat, ich trau mich nur nicht zu fragen…

Völlig fertig mit den Nerven habe ich mich dann von meinem Freund abholen lassen, fußweh, erschöpft, aggressiv, aber zumindest nicht mehr »gegenwärtig depressiv« – »gegenwärtig mordlüstern« trifft da besser zu.… Weiterlesen

Weil nichts endet

Ich habe eine schlaflose Nacht hinter mir, und das ist nicht gut, weil sich eigentlich mein Biorhythmus wieder normalisieren soll – aber statt dessen habe ich wachgelegen bis um fünf in der Frühe und mir einen Kopf gemacht. Vor allem ging es, wieder mal, um das Ende von Geigenzauber. Neulich habe ich ja schon geschrieben, , daß ich kein Happyend möchte, bei dem Mia in den Armen irgendeines netten Kerls landet. Aber so wie es im Moment aussieht, ist daß gar nicht mehr die Frage. Es geht nicht darum, was ich will, und auch nicht darum, was die Leser wollen, sondern darum, was Mia will. Und Mia will nicht Brandon oder István, Mia will auch nicht glücklich ohne Kerl sein – Mia will Branwell.

Es sollte immer darauf hinauslaufen, daß Branwell Mia so weit bringt, daß sie ihm ein Portal baut und ins Feenreich begleitet, sie aber im letzten Moment erkennt, daß er sie nur benutzt und sie lieber ein Mensch bleibt – aber so kann es gar nicht mehr enden. Längst hat Branwell eingestanden, daß Mia für ihn nur ein Portal auf zwei Beinen war, er hat sie von seinem Zauber entbunden, Mia ist wieder zu Hause und hat ein Zeitfenster von drei Tagen, innerhalb derer sie alles, was mit Branwell undf den Feen zusammenhängt, vergessen sollen, doch nach Ablauf dieser Zeit merkt sie, daß sie sich nicht nur noch an ihn erinnert, sondern auch, daß sie ihn immer geliebt hat – und erkennt so, daß sie niemals verzaubert war, sondern ihre Gefühle immer wahrhaftig waren: Sie ist kein Opfer, sondern ein Mensch, der seine eigenen Entscheidungen trifft, und aus dieser Erkenntnis schöpft sie neues Selbstbewußtsein.… Weiterlesen